Rosenheim:Kulturstreit in der CSU

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Der neue Kulturreferent der Stadt stößt auf Ablehnung und Skepsis - die Vorgänge rund um seine Ernennung werfen Fragen auf.

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Eigentlich könnte die Kulturszene in Rosenheim zufrieden sein, denn von diesem Samstag an wird die 65 000-Einwohner-Stadt für eine Weile über gleich zwei Kulturreferenten verfügen. Nach 24 Dienstjahren soll Robert Berberich in den letzten Arbeitswochen bis zum Ruhestand seinen Nachfolger einarbeiten, und der soll dann nicht mehr in der Rolle eines Amtsleiters gefangen sein, sondern den Rücken freihaben, um in der Stadt Impulse zu setzen. Doch genau das erwarten zahlreiche Rosenheimer Kulturträger nicht von dem neuen Mann. Stattdessen ist viel von einem Rückfall in alte Muster die Rede. Zu ungeniert habe die regierende CSU den bisherigen Dirigenten der Stadtkapelle zum Kulturreferenten gemacht.

Dass Wolfgang Hauck, ein studierter Blasorchesterdirigent, Musikschullehrer und ehemaliger Militärmusiker, schon in der ersten Bewerbungsrunde ausgeschieden war, in der es rein auf Verwaltungsebene um die geforderten Qualifikationen aus der Ausschreibung ging, ist durch Unterlagen belegt. Nichts Schriftliches gibt es dagegen zu dem Telefonat, das der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Wolfgang Bergmüller, daraufhin geführt haben soll. Bergmüller ist Vorsitzender des Fördervereins der Stadtkapelle und also auch sonst Förderer ihres Dirigenten. Selbst war Bergmüller am Freitag dazu nicht ans Telefon zu bekommen. Ein belegbares Indiz für seine angebliche Intervention zugunsten Haucks hat sich aber gefunden: "Engere Wahl nachträglich, Vorstellung Personalausschuss" steht auf der 72 Namen umfassenden Bewerberliste neben dem Namen Hauck vermerkt.

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Der Eintrag "engere Wahl nachträglich" - ohne Personalausschuss - steht noch hinter einem zweiten Namen. Diese Einträge seien "aus Transparenzgründen" für den Personalausschuss eingefügt worden, denn durch den Rückzug ander Bewerber habe sich die Möglichkeit ergeben, noch zwei weitere Bewerber aus Rosenheim in den Prozess zu integrieren, heißt es dazu aus dem Rathaus. Zu dem angeblichen Telefonat gibt es keine Stellungnahme. Hauck selbst sagt, er wisse weder von einem Anruf Bergmüllers noch von sonstigen Hintergründen aus dem Verfahren. Dass manche an seiner Eignung als Kulturreferent zweifeln, wundere ihn weniger. Die Rosenheimer Szene sei vielfältig, da gebe es unterschiedliche Meinungen.

Manche Akteure tun ihre Meinung über den Referenten, von dessen Wohlwollen sie abhängig sind, nur durch hintergründiges Grummeln und Augenrollen kund. Weniger Zurückhaltung pflegt etwa Peter Weigel vom Rosenheimer Kunstverein. Die Kultur in der Stadt brauche Ideen und Impulse, neue Spielstätten und einen Macher mit Erfahrung und überregionalen Kontakten. Dass nun ausgerechnet der Dirigent der Stadtkapelle diese Ideen entwickeln und Impulse setzen wird, hält Weigel für ausgeschlossen.

Karl-Heinz Brauner als Vorsitzender des Historischen Vereins sieht es genauso, aber Weigel und Brauner sind sich auch als Grünen-Stadträte oft einig in ihrer Kritik. Brauner gehört dem Personalausschuss an und darf daher nicht viel sagen. "Aber es pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass es diesen Anruf gegeben hat", sagt Brauner, der wie viele andere Hauck als Dirigenten und netten Menschen lobt, aber nicht als Hoffnungsträger für die Kultur. Mit dem jungen Hauck werde man eine Weile leben müssen, sagt Brauner. Die Art, wie er ins Amt gekommen sei, hätte aber der Vergangenheit angehören sollen.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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