Trauerfeier für Rosenheim Cop:"Joseph war in allem, was er getan hat, XXL"

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Familie, Kollegen und Fans nehmen Abschied von Rosenheim-Cop-Darsteller Joseph Hannesschläger. Er habe das Leben und das Sterben angenommen, sagt sein Serien-Partner Max Müller bei der Trauerfeier.

Von Gerhard Fischer

Franz Stanek ist von Neuburg an der Donau nach München gefahren, um sich von Joseph Hannesschläger zu verabschieden; das sind fast 100 Kilometer. "Ich bin ein großer Fan der Rosenheim-Cops", sagt Stanek, "ich versuche alle Sendungen zu sehen." Kommissar Korbinian Hofer, Hannesschlägers Figur, sei ein Schelm gewesen. "Selbst wenn der Mordfall ernst war, hat er immer etwas eingeworfen, wo man schmunzeln musste." Stanek meint den Hofer. Aber das Wort "Schelm" fällt an diesem Tag auch sehr oft, wenn von Hannesschläger die Rede ist.

Joseph Hannesschläger, der vor einer Woche mit nur 57 Jahren einem Krebsleiden erlag, hatte sich diese öffentliche Trauerfeier gewünscht - als Dank an die vielen Fans, die an seiner Krankheit Anteil genommen hätten.

Um 12.45 Uhr soll sie in der Trauerhalle des Krematoriums am Ostfriedhof beginnen. Gegen 11.45 Uhr stehen schon etwa 100 Fans vor der Halle, sie tauschen Erinnerungen aus und stehen in der Schlange, um sich in die Kondolenzbücher einzutragen. Der Bayerische Rundfunk filmt sie dabei, ZDF, Sat 1 und RTL sind auch da, und sehr viele Fotografen.

Zum Tod von Joseph Hannesschläger
:Mehr Münchner als Bilderbuchbayer

Der 57-Jährige war für seine Rolle als gemütlicher Ermittler in der Serie "Rosenheim-Cops" bekannt. Nun ist er an einer Krebserkrankung gestorben. Über einen Schauspieler, mit dem sich die Zuschauer identifizierten.

Nachruf von Gerhard Fischer

Und Schauspieler natürlich. Gerhard Wittmann zum Beispiel. Er kenne Hannesschläger seit 20 Jahren, sagt Wittmann, "vom Theater". Sie hätten sich angefreundet, und so war Wittmann zuletzt oft bei Hannesschläger am Krankenbett. "Am letzten Montag wollte ich ihn auch besuchen", sagt Wittmann. "Seine Witwe hat mich dann benachrichtigt, dass er am Morgen gestorben sei." Michaela May, die von den meisten Kameras umzingelt ist, nennt Hannesschläger einen "unverwechselbaren bayerischen Typen", der nicht zu ersetzen sei.

Dann gehen die geladenen Gäste, es sind gut 100, in die Trauerhalle, die mehr als 200 Fans bleiben auf dem Vorplatz und hören die Reden über Mikrofon. Drinnen sitzen die Rosenheim-Cops-Darsteller Marisa Burger, Karin Thaler und Dieter Fischer, und in der ersten Reihe die Witwe Bettina und die Redner Christian Ude, Max Müller, der in der Serie den Polizisten Michi Mohr spielt, und Alexander Duda, der den Polizeipräsidenten Gert Achtziger darstellt.

Hannesschlägers Sarg ist mit roten und weißen Rosen geschmückt, und mit einem Band, auf dem sich seine Bettina verabschiedet: "In Liebe und Dankbarkeit, dein Schnuckelchen."

Ude, das weiß man, ist ein guter Redner. Diesmal ist der ehemalige OB auch ein einfühlsamer Redner. Er sagt, er habe mit einem Menschen, dem der Tod bevorstand, noch nie "so offen und so oft, so nüchtern und so realistisch sprechen können und sprechen müssen" wie mit diesem "Gebirge von Mannsbild". Hannesschläger habe in den letzten Wochen eine Souveränität gezeigt, die kein Selbstmitleid gekannt habe. "Ich danke dir für die menschliche Größe", sagt Ude, "es tat gut, sie erleben zu dürfen."

Und dann wendet er sich an die Fans auf dem Vorplatz. "Liebe Öffentlichkeit", sagt Ude, "nicht Korbinian Hofer ist gestorben, sondern Joseph Hannesschläger - manchmal verschwimmen auch die Bilder." Hannesschläger habe als Kommissar Hofer Vertrautheit und Stabilität repräsentiert; er sei ein Ankermann gewesen, bei dem das Publikum gerne angelegt habe. "Aber hier geht es um Joseph." Und dieser Joseph sei zwar der Rosenheim-Cop, aber auch so viel mehr gewesen: ein begeisterter Musiker, eine Leseratte, ein Cineast und immer ein kritischer politischer Kopf, der ihn, Ude, bei Wahlkämpfen unterstützt habe.

Max Müller merkt man an, dass er Hannesschläger nahe stand; dass er ihn sehr mochte. Er stockt manchmal beim Reden, weil er bewegt ist, und er sagt schöne Sätze. "Das Wort Freund ist für mich ein Ehrentitel", sagt Müller. "Joseph war ein Freund." Natürlich kann sich Müller an das erste Treffen erinnern, es war das Casting zu den Rosenheim-Cops. "Zwei Ratschkathln" seien da aufeinander getroffen, die sich sofort über Gott, die Welt, Grünen Veltliner und Erdinger Weißbier unterhielten. "Joseph war in allem, was er war und getan hat, XXL", sagt Müller. Er sei ein barocker Mensch gewesen, und das bedeute für ihn, Müller, dass man das Leben annehme, und auch das Sterben.

Alexander Duda sagt, Hannesschläger habe sich mit Leichtigkeit in die Herzen der Zuschauer gespielt; er habe den roten Teppich geliebt und zwischendurch die Erdung verloren und als Kollegenschreck gegolten. Aber er habe den Boden wiedergefunden. "Auch das verdient Respekt."

Anschließend wird Musik gespielt. "Turn! Turn! Turn" von den Byrds. Es gebe für alles eine Zeit, heißt es darin, auch für das Sterben. Danach hört man vom Band Hannesschläger singen. Und dann schließt sich der Vorhang zwischen den Trauergästen und dem Sarg.

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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