Weltkulturerbe:Steinerne Brücke in Regensburg wird repariert - mal wieder

Lesezeit: 2 min

Ist eigentlich eine Fußgängerbrücke: die Steinerne in Regensburg. (Foto: Tiedemann/dpa)

In der Brüstung der ältesten Steinbrücke Deutschlands klafft ein Loch, nachdem sie von einem Bus durchbrochen wurde. Die Reparatur dürfte schlimme Erinnerungen bei den Einheimischen wachrufen.

Von Deniz Aykanat, Regensburg

Für Regensburgerinnen und Regensburger muss dieser Satz etwas vom Murmeltiertag haben: Die Steinerne Brücke wird repariert. Neulich ist nämlich nachts ein Kleinbus mit derart großer Wucht gegen die Brüstung der Brücke gefahren, dass sich tonnenschwere Granitbrocken herauslösten und runter auf die Jahninsel fielen. Zum Glück kommt der Frühling nicht so richtig in die Gänge, sonst wären Teile der Steinbrüstung womöglich auf dort traditionell herumlungernde Feiernde gefallen.

Den Schaden hat jetzt nur das uralte Bauwerk - wieder einmal. An diesem Montag begannen laut Stadt die Reparaturmaßnahmen. Dazu müsse zunächst ein Gerüst auf der Jahninsel und eine Verkehrssicherung auf der Brücke errichtet werden. Dadurch bleibt "auf Höhe der Unfallstelle eine Restbreite von voraussichtlich nur 1,50 Meter", heißt es in der Pressemitteilung. Das weckt sicherlich schlimmste Erinnerungen bei den Einheimischen. Als die Steinerne Brücke vor einigen Jahren aufwendig saniert wurde, musste zur Überquerung der Donau eine parallel verlaufende sehr schmale zweite Brücke gebaut werden, auf der sich Radfahrer und sonstige Menschen gegenseitig zur Weißglut trampelten. Von 2010 bis 2018 ging das so!

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Reparaturen an der Steinernen Brücke haben sich inzwischen zu einer Art Running Gag gemausert. Nur zunehmend mit eher weniger Gag als Running. Fortlaufend muss irgendwas gemacht werden. Wie das eben so ist bei etwas in die Jahre gekommenen Bauwerken. Und weil die Steinerne Brücke etwas Besonderes ist, wird es meist teuer und langwierig. Die Instandsetzung bis 2018 kostete etwa 20 Millionen Euro. Alleine der Behelfssteg, von dem manche Regensburger womöglich heute noch schlecht träumen, soll eine halbe Million Euro gefressen haben. Und dann fährt nach all dem Aufwand ein Bus in diese schöne neue alte Brüstung. Die nun nötige Reparatur ist aber immerhin fast ein Schnäppchen und wird Schätzungen der Stadt zufolge etwa 75 000 Euro kosten.

Anders als die Fotos vom über die Brüstung hängenden Kleinbus vermuten lassen, ist die Steinerne Brücke eine Fußgängerbrücke über die Donau, auf der seit Jahren keine Autos mehr fahren dürfen. Das historische Bauwerk gilt neben dem Dom als das bedeutendste Wahrzeichen Regensburgs und war auch ein Grund für die Aufnahme der Regensburger Altstadt und des Stadtteils Stadtamhof am gegenüberliegenden Donauufer in die Unesco-Welterbeliste.

Kriege, Witterung und sich verfahrende Kleinbusse setzten der Brücke über die Jahre schwer zu. 1997 wurde sie komplett für den Individualverkehr gesperrt. Seit 2008 dürfen auch Taxen und Busse die Steinerne Brücke nicht mehr befahren. Ist auch besser so, denn das bald 900 Jahre alte Bauwerk ist die älteste Steinbrücke Deutschlands. Jahrhundertelang war sie der einzige feste Donau-Übergang zwischen Ulm und Wien.

Bedeutendes Bauwerk
:Kleinbus durchbricht Steinerne Brücke in Regensburg

Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde aufwendig saniert. Nun ist ein Kleinbus durch die Brüstung auf der Fußgängerbrücke gerauscht - und hing über dem Abgrund.

Kurz gesagt: Man kann nicht irgendeinen beliebigen Stein nehmen und ihn reinkloppen. An den Stein ranzukommen, der für die Reparatur benötigt wird, ist nicht ganz einfach. Eventuell müssten "Einzelanfertigungen aus Granit auf Maß nachbestellt werden", heißt es aus dem Rathaus. Das kann mehrere Wochen dauern.

Man fühlt sich unschön erinnert an das jüngere Schicksal des Bruckmandls (Brückenmännchen). Die Figur thront auf dem höchsten Punkt der Brücke. Sie soll den Brückenbaumeister darstellen, der, auf einem Sockel sitzend und die Hand an der Stirn, Ausschau hält in Richtung Konkurrenz, nämlich zum Dom. In einer Dezembernacht 2012 muss irgendein Vandale dem Mandl übel zugesetzt haben. Tags drauf jedenfalls war nur noch die am Hirn klebende Sandsteinhand übrig - ohne dazugehörigem Arm. So bemitleidenswert stand es dann fast zwei Jahre da, das Bruckmandl. Als endlich das Geld zur Reparatur zusammen gekratzt war, wurde es runtergenommen und vier weitere Jahre nicht mehr gesehen.

Dieses Mal stellt die Stadt aber in Aussicht, dass die Reparaturen an der Brüstung voraussichtlich Ende Mai abgeschlossen sein könnten. Das wäre fast eine Sensation.

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