Während sich die einen freuten, gab es in anderen Rathäusern Bayerns lange Gesichter. Der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) mag nicht jubeln. "Ich habe offenbar den falschen Weg gewählt", sagt er, "ich habe zu wenig gejammert." 35 neue Stellen sollen in Kulmbach entstehen, viel zu wenig nach seiner Ansicht. Keines seiner leer stehenden Gebäude könne er so füllen, geschweige denn etwas Neues bauen. "Der Grundgedanke der Verlagerung ist ja positiv", sagt er, und er gönne allen Kollegen ihre Ämter. "Aber wir hätten es halt auch brauchen können." Kulmbach ist das einzige Oberzentrum in Oberfranken ohne Hochschule.
In Marktredwitz dagegen ist die Freude groß. Eine Justizvollzugsanstalt soll in der Stadt im Landkreis Wunsiedel entstehen, mit 186 Beschäftigten. "Das ist eine feine Sache", sagt Landrat Karl Döhler (CSU), "da hängt viel Wirtschaftskraft dran."
"Damit kann man was anfangen"
Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld, ist hochzufrieden. 100 Beschäftigte im unterfränkischen Nachbarlandkreis Bad Kissingen, in seinem Kreis 70, da könne man nicht klagen. Zumal in Rhön-Grabfeld auch Stellen in der IT-Branche entstehen, "das ist zukunftsträchtig, damit kann man was anfangen", sagt er.
Behördenverlagerung aufs Land:Söders Gießkannenprinzip
Von Starnberg nach Oberfranken: Die Stellen von mehr als 3000 Beamten und Angestellten in Bayern werden nach den Plänen von Heimatminister Söder aus den Städten aufs Land verschoben. Aus München ist leises Gegrummel zu vernehmen.
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist mit seinen Badeseen eine Freizeitregion. Dass er trotzdem strukturschwach ist, werde gelegentlich vergessen, sagt Landrat Gerhard Wägemann (CSU). Nun kommen 148 Beschäftigte und das "Landesamt für Schule und Kultur", von dem er vorerst nur Eckdaten kennt. Dazu gehören die Landesstelle für nicht-staatliche Museen und der Limes-Koordinator, der in Weißenburg sinnvoller angesiedelt sein dürfte als in München, ist Wägemann überzeugt. "Ein Tag der Freude", sagt der Landrat.
115 neue Stellen für Kaufbeuren
Wie für Christian Bernreiter. Der Deggendorfer Landrat wurde vom Zuzug der Autobahndirektion Süd überrascht. Die 160 neuen Stellen würden bis in den Bayerischen Wald ausstrahlen. Dass Deggendorf im Gegenzug das Straßenbauamt mit 50 Stellen an Vilshofen verliert, sei für die Betroffenen ein Wermutstropfen, aber verständlich. In Waldsassen begannen sofort die Überlegungen, wo die Geo-Datenbank mit 70 Mitarbeitern untergebracht werden kann. Infrage komme ein zentraler Standort, um die Innenstadt zu beleben, sagt Bürgermeister Bernd Sommer. Platz ist genug: "Wir haben ja einige Leerstände." Der Kreistag hatte Waldsassen allein ins Rennen geschickt, das habe sich ausgezahlt.
115 Stellen bekommt Kaufbeuren, das freut Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU): "Das ist doch prima. Damit komme ich klar." Dazu kommt die Aufstockung der Finanzhochschule von 230 auf 300 Studienplätze. "Zumal ich hoffe, dass wir am Fliegerhorst wenigstens die Flugsicherheitsausbildung erhalten können." Kaufbeuren gilt als Stadt mit Strukturproblemen, die dazu von der Schließung des Bundeswehr-Standortes betroffen ist. Auch dass Nördlingen Stellen erhalten wird, war erwartet worden. In der Vergangenheit sei Nördlingen manchmal im Wettbewerb mit Donauwörth unterlegen. "Das ist eine wohlverdiente Kompensation", sagt Oberbürgermeister Hermann Faul.
Behördenverlagerung in Bayern:Wer zieht wohin?
Der Freistaat verlagert mehr als 50 Behörden und Ämter, 2225 Arbeits- und 930 Studienplätze werden an strukturschwachen Orten neu angesiedelt. Welche Stellen wohin wandern - ein Überblick.
Sehr zufrieden mit Söders Umzugsplänen ist Staatskanzlei-Chef Marcel Huber. Die 141 neuen Stellen des Amtes für Ländliche Entwicklung würden seinem Stimmkreis in Mühldorf gut tun, sagt er. "Alle denken bei Oberbayern an Ingolstadt oder den Starnberger See. Der Kreis Mühldorf hat aber eine Arbeitslosenquote wie Kronach oder Hof", sagt Huber. Im Berchtesgadener Land ist die CSU-Abgeordnete Michaela Kaniber froh über 50 Stellen. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen freut sich Martin Bachhuber tapfer über 20 neue Arbeitsplätze. "Das ist schon was", sagt er. "Man hatte sich vielleicht sogar ein bisschen mehr erhofft."