Parteitag:Die Grünen wollen, aber Söder mag nicht

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Die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock (l), geht zu den Spitzenkandidaten der bayerischen Grünen, Katharina Schulze (M) und Ludwig Hartmann (r), die ein Plakat mit der Aufschrift '#neuezeiten' halten. (Foto: dpa)

Falls der Ministerpräsident nach der Landtagswahl eine Koalition eingehen müsste, stünden die Grünen parat. Doch ihr Problem ist, dass der Ministerpräsident andere Partner im Auge hat.

Kommentar von Lisa Schnell

Die Grünen zählen die Tage bis zur Landtagswahl, als würden dann Ostern und Weihnachten zusammenfallen. Als Geschenk wünschen sie sich eine schwache CSU, die mit den Grünen Sondierungsgespräche aufnimmt. Eine solche CSU aber wird es kaum geben.

Markus Söder hat eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen. Gut, das hieße noch nicht viel, kaum einer wandelt sich so oft wie Söder. Ohne Zwang aber wird er sich das grüne Kleid nicht überstreifen. Anders als sein Vorgänger, Horst Seehofer, reizt ihn wenig an einem schwarz-grünen Bayern, vor allem, weil nur 37 Prozent der CSU-Anhänger es gut heißen.

Weitaus beliebter sind Koalitionen mit den Freien Wählern oder der FDP. Mit ihnen gäbe es inhaltlich die größten Schnittmengen. Rein rechnerisch könnte es sich Söder nach jetzigen Umfragen aussuchen, mit wem er die Macht teilt. Die Grünen braucht er nicht. Sie gleichen deshalb einer Braut, die ihre Hochzeit schon bis ins letzte Detail plant, ohne überhaupt einen Verlobten zu haben.

Trotzdem ist es richtig, dass sie zu einer möglichen Regierungsverantwortung grundsätzlich "Ja, ich will" sagen. Die Partei ist lange erwachsen geworden und hat die Zeiten der Fundamentalopposition hinter sich gelassen. Beim Großteil ihrer Anhänger kommt das gut an. Das zeigen die Reaktionen, nachdem sich die Grünen in den Jamaika-Verhandlungen in Berlin offen für ein bürgerliches Bündnis gezeigt haben. Denn auch ihre Wähler sind bürgerlicher geworden. Anders als die SPD, deren klassische Unterstützer eher in den unteren Einkommensgruppen zu finden sind, teilen sich die Grünen auch ein Klientel mit CSU und FDP.

In Bayern, das konservativ und ländlich geprägt ist, kann sie nur ein pragmatischer Weg ans Ziel führen. Von ihren Zielen, der Schutz von Bürgerrechten oder radikaler Umweltschutz etwa, dürfen sie nicht abrücken. Das ist ihnen bis jetzt gelungen. Auch deshalb fehlt bei den so gestaltungsfreudigen Grünen in Bayern vielen die Fantasie, wie eine Koalition mit Söder aussehen sollte.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Zumindest bei den Spitzenkandidaten ist der vorhanden. Doch viele der Delegierten auf dem Parteitag in Hirschaid sehen vor allem ein Problem: Markus Söder.

Von Lisa Schnell

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