Oberbayern:Wie ein Seniorenheim in Holzkirchen an einen Oscar kam

Lesezeit: 1 min

Herbert Strabel sagte, er habe mal beim Film gearbeitet. Ein klassischer Fall von Understatement. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Und warum es die Trophäe jetzt wieder abgeben muss.

Kolumne von Matthias Köpf

Das Seniorenheim Landhaus in der Au in Holzkirchen muss seinen Oscar zurückgeben, leider. Dieser Oscar ist kein beliebter Pfleger, den es wieder nach Osteuropa zieht. Er ist nicht der Papagei aus dem Aufenthaltsraum und er ist auch kein Zivi oder Bufdi, der mit seiner unkonventionellen Art frischen Wind in die Einrichtung gebracht hätte.

Ganz so echt ist dieser Oscar also auch nicht, aber immerhin ist er echter, als mancher geglaubt hat. Das Heim hat ihn aber auch gar nicht selbst bekommen, als beste Kulisse etwa. Obwohl der Oscar dort eigentlich ganz gut stand in der Glasvitrine im Aufenthaltsraum, durchaus im Hintergrund, vor dem sich übrigens gar kein Papagei in den Vordergrund geplappert hat und vermutlich auch kein unkonventioneller Bundesfreiwilligendienstleistender.

SZ PlusFernsehen
:Wo ist eigentlich Lansing aus "Dahoam is Dahoam"?

Die Erfolgsserie feiert Geburtstag: Folge 2000 wird ausgestrahlt. Ein Besuch der Kulissen von Bayerns ehrlichstem Dorf.

Von Benjamin Emonts

Und selbst wenn eine Kulisse zu einem Oscar besser gepasst hätte als ein schnöder Hintergrund, so war er in dem Fall gerade richtig. Denn genau dort, im Hintergrund, hat sich der eigentliche Oscar-Eigentümer aufgehalten.

Zuletzt war dieser Hintergrund lang die Stadt Wolfratshausen, die sich als Hintergrund auch gut eignet, obwohl sie einen eigenen Walk of Fame ausgewiesen und dort als Stars bisher ihren glänzenden Kinderchor, die Verfertigerin der längsten Filzschnur der Welt sowie einen einstigen Ministerpräsidenten verewigt hat.

Vor einem Jahr, nach dem Tod seiner Frau, ist Herbert Strabel von Wolfratshausen ins Seniorenheim nach Holzkirchen gezogen. Bei der Gelegenheit hat sein Betreuer in einer Schachtel den Oscar entdeckt und dann auch, dass die kleine Figur echt ist und dass Herbert Strabel ein wahrer Großmeister des Hintergrunds war. Von sich selbst hat er am liebsten nur gesagt, er habe mal beim Film gearbeitet. Den Oscar hat er 1973 für das Szenenbild von Cabaret mit Liza Minnelli bekommen.

Auf seine alten Tage hat Strabel sich nicht viel draus gemacht, aber dass der Oscar in die Vitrine kam, hat er erlaubt. Jetzt liegt Herbert Strabel seit ein paar Tagen in Wolfratshauen begraben, und der Oscar liegt im Seniorenheim-Safe, denn Interessenten gäbe es viele. Aber auch der Oscar muss heim, von Holzkirchen nach Hollywood. So wollen es die Regeln der Academy und so wollte es Herbert Strabel.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Garching an der Alz
:Glassplitter und Schwerter zum Frühstück

Franz Huber steht im Guinness-Buch der Rekorde. Er ist ein Künstler, der sein Publikum schon mal schockiert - indem er mehr als 20 Schwerter schluckt.

Von Rudolf Neumaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: