Karstadt in Nürnberg:Wider die Hässlichkeit

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Der scheußliche Weg von der Lorenzkirche zum Christkindlesmarkt. (Foto: Olaf Przybilla)

Die Karstadt-Filiale an der Lorenzkirche bleibt erhalten.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

In vielen deutschen Städten hat der Aderlass bei Karstadt Filialen getroffen. Das angekündigte Aus aber des Hauses an der Nürnberger Lorenzkirche hatte für die Stadt eine ganz eigene Farbe. Nicht nur, dass das Haus seit Jahrzehnten als Mittelpunkt der Einkaufsaltstadt gilt. Beim Bau in den Siebzigerjahren waren Stadt und Konzern auch gezwungen, gemeinsam am Standort zu feilen, schließlich sollte "Lorenzkirche" nicht nur die Heimat für ein Warenhaus sein, sondern auch die zentrale Altstadtstation der U-Bahn. Und so wurde es auch: An der "Lorenzkirche" steigen seit den Siebzigerjahren Gäste aus aller Welt aus den Waggons, um zum Christkindlesmarkt zu kommen. Genauso aber nutzen Nürnberger den Halt, um gleichsam aus der Bahn ins gut sortierte Warenhaus zu fallen. Und nun ist dieses Haus gerichtet? Nein, gerettet.

Zwei Wochen nach der avisierten Hausschließung wurde der Fortbestand verkündet und jetzt haben also jene recht bekommen, die zumindest im Hintergrund das Aus nie so ganz glauben wollten und eher für eine fintenreiche Drohkulisse hielten. Wie dem auch sei: OB Marcus König (CSU) spricht von einem "glücklichen Tag", immerhin sei städtischerseits für das Haus 1978 ein "Maßanzug" geschneidert worden, in den auch nur Karstadt hineinpasse. Der Vermieter - ein Fonds - habe "Mietreduzierungen in nicht unerheblichem Umfang" konzediert, bekundet Patrick Wahren, der Generalbevollmächtigte der Galeria Karstadt Kaufhof Gesellschaft. Und auch die Mitarbeiter sollen mindestens für ein Jahr auf Tariferhöhungen verzichten, erklärt der Betriebsratschef der Filiale, Thomas Vieweg. Bleibt die Stadt. Man werde - und das ist die zweite gute Nachricht - nun das U-Bahn-Geschoss "neu gestalten", sagt OB König, und zwar "vor allem auf unsere Kosten".

Nicht zuletzt aufgrund der verschlungen Eigentümerstruktur gilt die Station "Lorenzkiche", der zentrale Zugang zur Altstadt also, als ein Ausbund skurriler Hässlichkeit. Wirtschaftsreferent Michael Fraas erinnert dann auch an die einzigartigen Schließfächer, in denen noch mit 50-Pfennig-Stücken gezahlt werden kann, rein theoretisch. Das dürfte alsbald der Vergangenheit angehören. Jetzt will die Stadt noch um die zweite vom Aus bedrohte Karstadt-Filiale im Stadtteil Langwasser kämpfen. Könnte auch diese erhalten bleiben, wäre das Glück für den OB noch ein Stück größer.

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Nürnberg
:Der scheußliche Weg zum Christkindlesmarkt

Am U-Bahnhof Lorenzkirche, der zentralen Station in Nürnbergs Altstadt, sieht es in etwa so aus wie in einem Verlies eines unbedarften Schurkenstaates.

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