München:Akademie-Präsident fand #allesdichtmachen „ausgezeichnet“

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Der Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Winfried Nerdinger, sorgt sich in der Corona-Krise um die Debattenkultur in Deutschland. "Das ist...

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München (dpa) - Der Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Winfried Nerdinger, sorgt sich in der Corona-Krise um die Debattenkultur in Deutschland. „Das ist eine der schlimmen Erfahrungen der Pandemie. Kritische Stimmen verschwinden schnell aus der Öffentlichkeit. Gerade die Reaktionen auf die Aktion #allesdichtmachen haben mich sehr betroffen gemacht“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „In ihren Videos haben Künstler auf eine künstlerische Art und Weise auf die Pandemie reagiert. Man kann immer über Kunst streiten, aber ich fand einen Großteil der Videos ganz ausgezeichnet.“

Unter dem Motto #allesdichtmachen hatten Dutzende Film- und Fernsehschauspieler mit ironisch-satirisch gemeinten Clips die Corona-Politik der Bundesregierung kommentiert. Nach heftiger Kritik - und teils Zustimmung aus dem rechten Lager - distanzierten sich einige der Teilnehmer schnell wieder von der Aktion.

„Wenn man die Schauspieler und die Macher der Aktion so niederbügelt, wie es geschehen ist - zum Teil durch Kollegen, zum Teil durch Medien - dann wird das Wesen der Kunst entweder nicht verstanden, oder es soll ganz bewusst außer Kraft gesetzt werden“, sagte Nerdinger der SZ.

Der geringe Wert, der Kunst und Kultur beigemessen werde, schockiere ihn. „Die Botschaft an die Künstler lautet: Ihr seid komplett unwichtig, zuerst kommen ganz andere Dinge. Dann kommt lang nichts, und dann seid ihr vielleicht irgendwann auch wieder mal dran. Aber zuvor darf die Würde des Menschen durch den Friseur wiederhergestellt werden. Das ist einfach erschreckend.“

Der Architekturhistoriker und Gründungsdirektor des Münchner NS-Dokumentationszentrums prophezeite mit Blick auf die Corona-Maßnahmen: „In einigen Jahren, wenn die Pandemie wissenschaftlich nüchtern untersucht und analysiert worden ist, wenn Fehler und Fehleinschätzungen evident geworden sind, werden manche kritischen Stimmen von heute ein anderes Gewicht erhalten.“

© dpa-infocom, dpa:210507-99-502826/2

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