Kratzers Wortschatz:Für den Firmling eine Portion Magrananul

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Die Makkaroni, deren Ursprung in Italien liegt, haben das Leben in Bayern geschmacklich, aber auch sprachlich bereichert. Von einem gewissen Malerwaschl kann man das nicht behaupten.

Kolumne von Hans Kratzer

Magrananul

In der 1934 gedrehten Filmgroteske "Der Firmling" mit Karl Valentin (Firmpate) und Liesl Karlstadt (Firmling Bepperl) bestellt der Pate in einem Weinlokal für seinen Schützling Makkaroni mit Schinken. Der hat zwar an seinem Ehrentag schon narrisch viel gefuttert, behauptet aber: "I könnt scho no Makroni essen!" Makroni respektive Makkaroni ist ein Wort mit Migrationshintergrund. Vermutlich haben es italienische Bau- und Ziegelarbeiter im späten 19. Jahrhundert mit nach Bayern gebracht. In der Zeitschrift MUH bat jüngst ein Leser um Aufklärung zum Wort Magrananul, das ebenfalls mit dem Phänomen Makkaroni zusammenhängt. In Magrananul steckt aber neben dem Wort Makkaroni auch noch die Nul, wie die Nudel im Dialekt genannt wird. Der Sprachwissenschaftler Ludwig Zehetner erklärte dem Fragesteller in der MUH, die Lautform Magrana sei eine vereinfachende Zusammenziehung des italienischen Worts maccheroni, Nudel. Ursprünglich sind Makkaroni röhrenförmige Teigwaren. Im Bairischen wurde daraus aber ein Einheitsbegriff, was einleuchtet, da es früher bei Weitem nicht jene Nudelvielfalt gab, die wir heute kennen. Im großväterlichen Wirtshaus im niederbayerischen Neufraunhofen war eine Magrananulsuppe ganz einfach eine Nudelsuppe, bei der die Einlage aus dünnen Nudeln und keineswegs aus röhrenförmigen Makkaroni bestand. Auch zu den spiralförmigen Nudeln sagte man Magrananul. Eine Magrananulsuppe hatte also mit den klassischen Makkaroni wenig gemeinsam. Unter einer Nul verstand man überdies ein Gebäck aus Hefeteig, hier war die Auswahl recht bunt: Dampfnudel, Rohrnudel, Schmalznudel und Kirtanudel ...

Malerwaschl

Vor wenigen Wochen ist die eine halbe Ewigkeit für die Münchner Abendzeitung tätige Filmkritikerin Ponkie gestorben, deren eigentlicher Name Ilse Kümpfel-Schliekmann lautete. In einem Radio-Gespräch erzählte sie vor einigen Jahren aus ihrer Jugend in der Zeit des Nationalsozialismus. Damals besuchte sie ein evangelisches Gymnasium, auf dem nur liberale Lehrer unterrichtet hätten, wie sie sagte, bis die Nazilehrer kamen. "Die wollten, dass wir in den Bund Deutscher Mädel (BDM) eintreten." Ihre Mutter habe das abgelehnt. "Der Hitler war ihr zuwider. Sie hat ihn einen Malerwaschl genannt." Dieses abschätzig gemeinte Wort erinnert an den ähnlich klingenden Baderwaschl. So nannte man einst den Friseur, der zum Einseifen einen Waschl verwendete. Auch die Maler verwenden beim Weißeln einen Waschl, einen flächigen Pinsel mit rechteckigem Querschnitt und relativ kurzem Handgriff. Ponkies Mutter aber wollte mit dem Wort Malerwaschl zum Ausdruck bringen, Hitler sei ein windiger Bildermaler, der mehr waschelte als seine Bilder kunstvoll zu gestalten.

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