Im Streit über den Weiterbau des Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen bekunden der Tiroler Tunnelbaukonzern BeMo und sein ebenfalls beteiligtes Schwesterunternehmen Subterra ihre Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim. Wegen anhaltender Meinungsverschiedenheiten über zusätzliche Baukosten von mehr als 50 Millionen Euro hatten beide Seiten ihren 2019 geschlossenen Vertrag für das Großprojekt gekündigt. Zuvor hatten die Unternehmen alle Mitarbeiter von der Baustelle abgezogen, die Arbeiten am längsten Straßentunnel Bayerns ruhen seit 11. August.
Bei einem Gerichtstermin Ende August hätte das Bauamt die aufgelaufenen Nachforderungen für überzogen und unbegründet erklären lassen wollen, doch dem war die federführende BeMo durch Kündigung des Vertrags zuvorgekommen. Anschließend hatte das Bauamt seinerseits den Kontrakt gekündigt. Die Behörde hatte vor Gericht von Forderungen von 52 Millionen Euro gesprochen, von denen sechs Millionen bezahlt worden seien.
Die BeMo beziffert den umstrittenen Betrag in einer Mitteilung vom Freitag nun mit 60 Millionen zuzüglich Zinsen. Entstanden seien die Mehrkosten wegen geologischer Besonderheiten im Kramermassiv, der Corona-Krise und weltweiten Lieferengpässen. Gleichwohl sei man "bei ehrlichem Willen aller Beteiligten" zuversichtlich, gemeinsam noch eine gute Lösung finden zu können. Darauf setzte trotz der Kündigungen zuletzt auch das Bauamt, das jedoch zugleich von der BeMo verlangte, Maschinen und Material gegen Ablöse zurückzulassen, damit andere Unternehmen die Arbeiten schnell fortsetzen können. Ehe die restlichen Arbeiten neu ausgeschrieben und andere Unternehmen gefunden sind, dürften jedoch viele Monate vergehen. Dass der zuletzt genannte Eröffnungstermin Ende 2025 und auch die jüngste Kostenkalkulation von 365 Millionen Euro zu halten sind, wäre damit praktisch ausgeschlossen.