Festival:Saiten, die verbinden

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Der Münchner Gitarrist Johannes Tonio Kreusch ist künstlerischer Leiter des Gitarrenfestivals. (Foto: Claus Schunk)

Johannes Tonio Kreusch macht das Internationale Gitarrenfestival Hersbruck wieder zu einem Ort der Begegnung.

Von Oliver Hochkeppel

Begegnung ist das Schlüsselwort. Beim Internationalen Gitarrenfestival Hersbruck soll sich alles miteinander verbinden: die verschiedensten Gitarrenstile von der Klassik über Fingerstyle bis zu Flamenco oder Jazz; Musiker aus allen Ecken der Welt; Lehrende und Lernende; die Künstler und das Publikum. Dieser universelle, generalistische Ansatz ist wohl das Erfolgsgeheimnis, wie in nur 23 Jahren aus einer lokalen, privat initiierten Kleinveranstaltung eines der wichtigsten deutschen Gitarrenfestivals wurde, zu dem die internationalen Stars der Szene ins Nürnberger Land reisen. Auch jetzt wieder, zur 23. Ausgabe vom 12. bis zum 18. August.

Verantwortlich dafür ist zuallererst der vor 19 Jahren angetretene künstlerische Leiter, der Münchner Gitarrist Johannes Tonio Kreusch. Er sah und ergriff hier die Chance, aus den Nischen, Schubladen und Elfenbeintürmen herauszukommen, die ihm schon das klassische Gitarrenstudium verleidet hatten. Mehrere Hebel setzte er dazu an: Zunächst öffnete er das Festival für alle Stile, ein damals noch völlig unüblicher Vorgang in der Szene. Dann ließ er seine Künstler nicht nur zum Konzert an- und wieder abreisen: Alle, auch die großen Stars, geben hier Workshops und Einzelunterricht, bleiben deshalb mehrere Tage, wenn nicht die ganze Woche, und kommen so mit Kollegen unterschiedlicher Couleur wie mit der "Basis" zusammen. Schließlich wird auch das Publikum so nah wie möglich an die Musiker herangeführt, im und nach dem Konzert wie im Begleitprogramm.

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Dabei halfen ihm die Rahmenbedingungen: die rückhaltlose Unterstützung des Bürgermeisters - erst der Mitgründer und jetzige Vorsitzender des Fördervereins Wolfgang Plattmeier, dann der seit längerem amtierende Robert Ilg. Die wachsende Identifizierung der ganzen Stadtbevölkerung mit dem Festival, weil man zum einen nie geahnte Reize der Gitarrenmusik entdecken konnte und zum anderen mit Stolz sah, dass dieses Kultur-Highlight die Stadt bekannt machte. Das - heuer sogar frisch renovierte -AOK Bildungszentrum als ideales Festival-Zentrum mit allen Möglichkeiten für Unterkunft, Unterricht und Zusammenkommen. Schließlich die moderne Geru-Halle als angemessener Spielort.

Es geht also schon lange um mehr als nur um die Gitarre. Sondern auch um die friedens- und vernunftorientierte Gemeinschaft, die die universelle Weltsprache Musik stiften kann. Was Kreusch im Sinn hat, demonstriert heuer sehr gut die "Classical Guitar Gala" am Sonntag, dem zweiten Festivaltag. Da spielen neben dem belgischen Klassik-Star Jan Depreter mit Tatyana Ryzhkova und Marko Toptschij, eine aus Belarus stammende Gitarristin und ein ukrainischer Gitarrist gemeinsam.

Freilich steht die Musik bei allem philosophischen Überbau immer im Mittelpunkt. Schon bei der Eröffnung, wo Gypsy Jazz mit einer Hommage an den großen Baden Powell und das Trio vom preisüberhäuften Jazzgitarristen Martin Taylor mit Sandro Roy an der Violine und Peter Cudek am Bass auf das auf brasilianische Musik spezialisierte Gitarren- und Perkussion-Duo Ahmed El-Salamouny und Mauro Martins trifft. Der Montag gehört dem Flamenco, erst mit der großen und innovativen Tänzerin Ana Morales und ihrer Grupo, dann mit dem lange eng mit dem "Maestro" Enrique Morente verbundenem Gitarristen Alfredo Lagos.

Den Zauber der Bewegung zur Gitarrenmusik wird die berühmte Flamenco-Tänzerin Ana Morales demonstrieren. (Foto: Sandra Neumann)

Die schon traditionelle große Fingerstyle Night bringt am Dienstag mit Alexandr Misko, Silvio Schneider und dem Hersbrucker Publikumsliebling Adam Rafferty wieder drei Spitzenkönner des Fachs an den Start. Nach einer Fiesta Cubana mit dem Sänger Mayito Rivera & Sons of Cuba geht es am Donnerstag um "The Art of Guitar Duo", vorexerziert von den Klassikern Pavel Steidl & Edin Karamazov sowie Katrin Klingeberg & Sebastián Montes.

Mit Tango, Blues, Jazz und Soul unter dem Vorzeichen einer "Aire Latino" vereint, geht es am Freitag ins große Finale. Das bestreiten der Argentinier Máximo Diego Pujol, nicht nur ein großer Virtuose, sondern auch einer der wichtigsten Komponisten für Gitarre, der auch bereits etliche Stücke für seinen Freund Johannes Tonio Kreusch geschrieben hat, und die aus Guatemala stammende Singer/Songwriterin Gaby Moreno, die in ganz Amerika ein Emmy-nominierter und Latin-Grammy-dekorierter Star ist.

Alles zusammengenommen bietet das Hersbrucker Gitarrenfestival wieder Konkurrenzloses in der Spitze wie in der Breite. Ein Angebot zur Begegnung, das man nicht ausschlagen sollte.

23. Internationales Gitarrenfestival Hersbruck, Sa. bis Fr., 12. bis 18. August, Geru-Halle und AOK Bildungszentrum, www.gitarre-hersbruck.de

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