Interne Querelen:Die Gegner des Jäger-Chefs blasen zum Angriff

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Gerade knapp in seinem Amt bestätigt: Ernst Weidenbusch, Präsident des Bayerischen Jagdverbands und CSU-Landtagsabgeordneter. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Unzufriedenheit im bayerischen Jagdverband wird immer größer. Nun wollen mehrere Kreisgruppen die Abwahl von Präsident Ernst Weidenbusch erzwingen. Ein einmaliger Vorgang.

Von Christian Sebald

Die Jäger im Nürnberger Land haben bei dem Jägerpräsidenten und CSU-Landtagsabgeordneten, Ernst Weidenbusch, den förmlichen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Landesversammlung des Bayerischen Jagdverbands (BJV) gestellt. Da soll es um die Abwahl von Weidenbusch und die Wahl eines neuen Jägerpräsidenten gehen. "Dieser Schritt ist notwendig, um die anhaltenden Querelen und Spannungen zwischen dem Präsidium und den Mitgliedern zu beenden und einen dringend nötigen Neuanfang zu ermöglichen", schreibt der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Nürnberg Land, Bernhard Kukula, zur Begründung des Antrags.

Aus Kukulas Sicht ist Weidenbusch nun gezwungen, die geforderte außerordentliche Landesversammlung einzuberufen. Kukulas Angaben zufolge unterstützen wenigstens 18 Kreisgruppen die Forderung. Damit sei das erforderliche Zehn-Prozent-Quorum erreicht, das laut BJV-Satzung den Jägerpräsidenten bindet, die geforderte Versammlung einzuberufen. Der Schritt des Jägervereins Nürnberg Land dürfte nicht nur in der Geschichte des Jagdverbands einzigartig sein, sondern auch ziemlich einmalig im gesamten Verbands- und Vereinsleben in Bayern. Weidenbusch selbst antwortete nicht auf Anfragen der Süddeutschen Zeitung.

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Mit Kukulas Antrag ist der Streit um Weidenbusch abermals eskaliert. Seit Wochen kursieren in der Jägerszene massive Vorwürfe gegen den Jägerpräsidenten. In der Hauptsache wird Weidenbusch zur Last gelegt, dass er einen extrem rüden Umgang mit allen Ehren- und Hauptamtlichen im BJV an den Tag lege, die eine andere Weltsicht haben als er. In der Geschäftsstelle sollen eine ganze Reihe Hauptamtlicher gekündigt haben, weil sie diese Art des Umgangs nicht länger hinnehmen wollten. Auch etliche Jäger haben den BJV entsetzt verlassen. Darunter Philipp Franz zu Guttenberg, der jüngere Bruder des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Name Guttenberg hat in Jagd- und Forstkreisen einen sehr guten Klang.

Kukula hatte seinen förmlichen Antrag bereits vor vier Wochen angekündigt. "Wir können nicht weiter hinnehmen, dass durch Ihr Verhalten der Ruf der Jägerschaft nachhaltigen Schaden nimmt", schreibt er jetzt an Weidenbusch. "Wir benötigen einen Präsidenten, (...) der uns in der Öffentlichkeit mit guten Manieren vertritt und der auf alle anderen Parteien wie Bauernverband, Naturschutzverbände, Waldbesitzerverband usw zugeht und nicht nachhaltig Vertrauen zerstört." Der BJV solle wieder "der schlagkräftige Verband werden, der wir einmal waren", das sei unter Weidenbuschs Führung aber nicht möglich.

Weidenbusch, der seit jeher als sehr streitbarer Mensch gilt, hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen. Rücktrittsforderungen lehnte er kategorisch ab. Der Jägerpräsident war erst vor einem guten halben Jahr im Amt bestätigt worden. Das Wahlergebnis war allerdings denkbar knapp. Von den 622 Delegierten stimmten mit 318 nur etwas mehr als die Hälfte für Weidenbusch. Sein damaliger Herausforderer, der bis dahin selbst in Verbandskreisen weitgehend unbekannte Vorsitzende der Jäger im Landkreis Dachau, Ernst-Ulrich Wittmann, erzielte mit 273 Stimmen deutlich mehr als einen Achtungserfolg. Nun wird damit gerechnet, dass die Weidenbusch-Kritiker zu gegebener Zeit einen eigenen Präsidentschaftskandidaten präsentieren.

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