Im Streit über den stetig wachsenden Güterverkehr durch das bayerische und österreichische Inntal über den Brenner erhöht der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter den Druck. Bis Anfang November wollen die Tiroler an 25 einzelnen Tagen den Lkw-Verkehr auf der Inntalautobahn per Blockabfertigung an der Grenze ausbremsen. Dies hatte bisher stets zu langen Rückstaus in Bayern geführt - und Anfang Februar zu einem "Brenner-Gipfel" in München. Dort haben Deutschland, Österreich und Italien verabredet, mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Doch dies scheitert oft schon an den fehlenden technischen Standards.
Zwar wären für mehr Container-Züge durchaus noch Schienen-Kapazitäten frei. Doch der Großteil des innereuropäischen Güterverkehrs wird nicht per Container, sondern mit Sattelzugaufliegern abgewickelt. Die beim Brenner-Gipfel angekündigte Förderung der Rollenden Landstraße (RoLa), also der Bahnverladung von Sattelzügen samt Zugmaschine und Fahrer, kann wegen mangelnder Kapazitäten kaum mehr sein als ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Auflieger ohne die Zugmaschinen zu verladen, wäre für das Transportgewerbe zwar viel effizienter und damit attraktiver. Dafür mangelt es aber oft an der passenden Technik.
Lkw:Streit um Blockabfertigung an deutsch-österreichischer Grenze
Österreich lässt höchstens 300 Laster pro Stunde Richtung Brenner fahren - das führt zu kilometerlangen Staus auf bayerischer Seite.
Von rund einer Million Sattelaufliegern, die es in Europa gibt, verfügten nur etwa fünf Prozent über Haken, mit denen sie von den üblichen Portalkränen auf die Waggons gehoben werden können. Auf den Brenner-Transit umgerechnet, könnten von den etwa zwei Millionen Lkw pro Jahr nur rund 100 000 überhaupt auf die Bahn gebracht werden. Damit ließe sich, ebenso wie mit einem Ausbau der RoLa, allenfalls der jährliche Zuwachs an Transit-Lkw ausgleichen.
So rechnet es der Leiter des Logistik-Kompetenzzentrums (LKZ) in Prien am Chiemsee, Karl Fischer, vor. Das LKZ wird von der Gemeinde Prien und dem Landkreis Rosenheim getragen und versteht sich nicht nur als "Innovationszentrum" aus verschiedenen Firmen, sondern auch als eine Art Branchen-Thinktank, der in Industrie und Politik durchaus Gehör findet.
Das LKZ hat mit drei großen Hersteller und einigem Geld vom Freistaat seinen "Future Trailer" entwickelt, ein Modell für einen rundum bahntauglichen Sattelauflieger. Für existierende Auflieger haben sich die LKZ-Leute eine Palette ausgedacht, mit der sie auf die Waggons gehievt werden können. Bis sich beide am Markt etabliert haben, wird aber noch viel Verkehr durchs Inntal rollen.