Humor:Wie ein Witzewettbewerb den Ruf der Schwaben aufpolieren soll

Lesezeit: 1 min

Für Späßle sind die Schwaben eher nicht bekannt - eher für langweilige Tugenden. Doch das soll sich jetzt ändern.

Kolumne von Johann Osel

Die Schwaben haben keinen guten Ruf in Dingen, die nicht das Thema Ordnung und Fleiß betreffen. Das gilt für - aus altbayerischer Sicht - exterritoriale Schwaben ebenso wie für die Unsrigen. Geizig, lustfeindlich, humorlos sogar sollen sie angeblich sein. Der Buchmarkt bringt Abhandlungen hervor wie: "Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen".

In Heinrich Heines Epos "Atta Troll" ist die Rede von der Sittlichkeit als "schwäbische Muse", man "trägt vom dicksten Leder Unterhosen", um dies sicherzustellen. Andere Dichter hätten Geist und Fantasie - der Schwabe habe Tugend. Ein Landstrich also ohne Gaudibrezn? Der Ruf der Schwaben in dieser Frage wirkt ramponiert.

Breznschneidemaschine
:Schwabe erfindet Butterbrezenschneidegerät

Es scheint so simpel: Breze, Hand drauf, Messer dazwischen. Doch das kann Nerven kosten - und Blut. Nun ist endlich Hilfe in Sicht.

Kolumne von Johann Osel

Ihn aufpolieren könnten sie - wo bitte sonst? - bei einer Witzemeisterschaft. Die Idee zu einer solchen entstand 2009 in Utzenhofen in der Oberpfalz, seitdem wird laut dem Veranstalter Harald Meier "immer wieder aufs Neue der lustigste und beste Witzerzähler gekürt", dazu wird ein Stück Tradition und viel Unterhaltung geboten. Prominente wie die Kabarettistin Lizzy Aumeier waren bereits in der Jury. "Zwerchfellmuskelkater garantiert", verspricht Meier.

Kein Wunder, dass das Konzept expandiert; neben der oberpfälzischen wurde in diesem Jahr erstmals eine fränkische und eine oberbayerische, vergangenes Jahr schon eine niederbayerische Meisterschaft im Witzerzählen aufgelegt. Keine gibt es allerdings in Schwaben. Und wenn Ende November aus allen Regionalgewinnern online Bayerns Witzkönig gewählt werden soll - Schwaben ist da außen vor.

Vielleicht wurde den Schwaben verschwiegen, dass auch Späßle zugelassen sind. Vielleicht sorgt man sich in der Region, dass man Eintritt bezahlt und das Zwerchfell am Ende doch ohne Muskelkater bleibt; bei manchem Beispiel auf der Internetseite der Macher mag man sich ja höchstens verschämt über die Schenkel streicheln, keinesfalls klopfen.

Aber nein, sagt Initiator Meier: Grund ist nur die Organisation. Nächstes Jahr wolle man die Schwaben dabei haben - er suche gerade Kontakte in der Gegend. Noch zu klären ist, ob Schwabenwitze dann zugelassen sind, wie: Rezept für schwäbisches Schorle? Halb Mineralwasser, halb Leitungswasser. Oder: Was sagt ein Schwabe beim Orgasmus? "Sodele".

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mitten in Bayern
:Die Bayern kriegen nicht genug von ihren Bräuchen

Darum gibt es neuerdings auch in Niederbayern Almen und Perchten in der Oberpfalz. Da stimmt doch was nicht.

Kolumne von Hans Kratzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: