Hilfsaktion:Leberkäse für die Moral in der Truppe

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Bayerische Schmankerl für die Soldaten - ob das die Stimmung hebt? (Foto: Florian Peljak)

Bayern päppelt verprellte Soldaten in Litauen auf - mit deftigen Spezialitäten. Dann haben die Streitkräfte nach vielen Querelen endlich wieder etwas, worüber sie sich freuen können.

Kolumne von Johann Osel

Die Bundeswehr erlebt turbulente Zeiten, die Stimmung ist am Boden seit den Skandalen um einen rechtsextremen Oberleutnant und Quälereien von Rekruten wie in Bad Reichenhall; und seit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ihre Soldaten abwatschte, von einem Haltungsproblem sprach.

Wenngleich sie ihre Worte inzwischen bedauert und versöhnlicher auftritt - die Soldaten sind sauer, ein Ausweg, wie die Moral in der Truppe wieder erblüht, fehlt der Ministerin. Jetzt greift die Staatsregierung ein. Da die wegweisendsten Ideen für den Bund traditionell aus der CSU stammen, steht Bayern da quasi in der Pflicht. Prompt kam die Einladung für einen Pressetermin nächste Woche, der die Wende bringen soll. Ministerpräsident Horst Seehofer stellt einen seiner besten Männer ab, den Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger.

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300 Kilo Leberkäs werden er und der Landesinnungsmeister der Metzger am 17. Mai, Punkt 11.30 Uhr an die Bundeswehr übergeben. Am Stück oder in Scheiben, mit Semmeln und Senf? Daran wird angeblich akut in Arbeitsgruppen getüftelt. Ziel der Brotzeit ist Litauen, wo deutsche Soldaten die Nato-Ostflanke bewachen.

Nun könnte man theoretisch hinter der Aktion andere Anlässe vermuten. Weil Hintersbergers Haus für Arbeit verantwortlich ist und die Metzgersbranche den Mangel an Azubis und Fachpersonal beklagt, könnte es nur Reklame sein. Die Leitkulturdebatte könnte relevant sein: Hintersberger hat schon die Prämierung von Debrecziner, Lyoner und Presssack durch den Fleischerverband unlängst begleitet und betont: "Fleisch und Wurst sind Ausdruck unserer bayerischen Identität."

Darüber hinaus könnten litauisch-kulinarische Motive die Ursache sein. Ohne der baltischen Fleischerzunft zu nahe zu treten: Deren Kindziukas - eine geräucherte Rohwurst aus Rind und Schwein, vollendet im Saumagen - mag ja kein Soldat jeden Tag auf dem Tisch haben.

Es dürfte aber letztlich der große Plan dahinterstecken: CSU-Verteidigungspolitik. Was die neuerdings warmen Worte von der Leyens nicht vermögen, vermag warmer Leberkäs. Bayern päppelt verprellte Soldaten, womöglich bald republikweit. München nimmt Berlin das Krisenmanagement ab, Leberkäs für gute Laune. Ein Geniestreich. Chapeau, CSU!

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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