Bundeswehr:Generalinspekteur ordnet Durchsuchung aller Kasernen an

Lesezeit: 1 min

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker beim Besuch des Jägerbataillons 291 der Bundeswehr in Illkirch bei Straßburg (Frankreich). (Foto: dpa)
  • Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker will einem Zeitungsbericht zufolge alle Kasernen und Bundeswehrgebäude nach Wehrmachtsdevotionalien durchsuchen lassen.
  • Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wirbt derweil um Unterstützung bei den Soldaten. Es gehe bei der Aufarbeitung der aktuellen Fälle "um nicht weniger als den Ruf unserer Bundeswehr".

Nach dem Fund von Wehrmachtsdevotionalien in Bundeswehrkasernen hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, die Durchsuchung sämtlicher Kasernen und Bundeswehrgebäude angeordnet. Das berichtet die Bild am Sonntag. Wieker habe die Inspekteure und Präsidenten der gesamten Bundeswehr angewiesen, die Einhaltung der Regeln zum Traditionsverständnis in Bezug auf Nationalsozialismus und Wehrmacht zu untersuchen.

Die Überprüfung erstrecke sich auf alle dienstlichen Liegenschaften, heißt es. Bis Dienstag solle ein Zwischenbericht abgeliefert werden, bis zum 16. Mai müsse die Überprüfung der Bundeswehrgebäude abgeschlossen sein.

Militär-Tradition
:So viel Wehrmacht steckt in der Bundeswehr

Noch in den 1960er-Jahren wurden Kasernen nach Wehrmachtsgrößen benannt. Und auch heute stören sich manche Bundeswehrsoldaten nicht daran.

Von Barbara Galaktionow, Oliver Das Gupta und Joachim Käppner

Das Bundesverteidigungsministerium hatte am Samstag den Fund von Wehrmachtsdevotionalien in einer Kaserne in Donaueschingen bestätigt. Zuvor waren bereits in der Kaserne im elsässischen Illkirch, wo der rechtsextreme Offizier Franco A. stationiert war, zahlreiche Wehrmachts-Devotionalien in einem Freizeitraum entdeckt worden. In der Kaserne in Illkirch sollen zudem Bundeswehrsoldaten im November 2012 ein vier Meter großes Hakenkreuz auf den Boden gestreut haben.

Von der Leyen: "Es geht um nichts weniger als den Ruf unserer Bundeswehr"

Unterdessen hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) von den Soldaten Unterstützung bei der Aufarbeitung gefordert. "Der jetzt begonnene Aufarbeitungsprozess erfordert Courage und langen Atem. Wir sollten jetzt gemeinsam, vom General bis zum Rekruten, diesen Prozess mit aller Kraft unterstützen", sagte sie der BamS. "Es geht um nicht weniger als den Ruf unserer Bundeswehr." Diese bilde Menschen an der Waffe aus, "für uns gelten zu Recht schärfere Maßstäbe. Ein 'Weiter so' kommt nicht infrage."

Von der Leyen revidierte teilweise ihre inhaltliche Kritik an der Bundeswehr. "Jeden Tag werden in der Bundeswehr Regelverstöße korrekt geahndet, die innere Führung greift." Dennoch habe sie bei einem Führungstreffen "un­miss­ver­ständ­lich klar­ge­macht, dass es an­ge­sichts der ak­tu­el­len Fälle von Her­ab­wür­di­gung, Schi­ka­ne bis zu ein­deu­ti­gem Rechts­ex­tre­mis­mus nur noch um lü­cken­lo­se Auf­klä­rung und weit­reichen­de Kon­se­quen­zen für die Zu­kunft gehen kann".

Vor einer Woche hatte sie im Zusammenhang mit dem terrorverdächtigen rechtsextremen Offizier Franco A. gesagt: "Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen." N ach heftiger Kritik an ihrer Äußerung hatte von der Leyen bedauert, ihre Vorwürfe nicht in die Gesamtleistung der Bundeswehr eingeordnet zu haben - hatte aber nichts zurückgenommen.

© SZ.de/AFP/dpa/Reuters/tba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundeswehr-Skandal
:Nur Merkel verteidigt von der Leyen

Die Führung der Union blieb im Bundeswehr-Skandal auffällig stumm. Von der Leyens Entschuldigung ist deshalb nicht nur eine Verneigung vor den Generälen - sondern auch ein Kotau vor der CDU.

Kommentar von Robert Roßmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: