Georg Ratzinger wird am kommenden Mittwoch, 8. Juli, in auf dem Unteren Katholischen Friedhof im Stiftungsgrab der Regensburger Domspatzen beigesetzt werden. Zuvor werde es ein Requiem im Regensburger Dom geben, zelebriert von Bischof Rudolf Voderholzer, teilte das Bistum am Donnerstag mit. Ratzingers jüngerer Bruder, der emeritierte Papst Benedikt XVI., wird voraussichtlich nicht zur Beerdigung kommen. "Wir gehen davon aus, dass Benedikt nicht nach Regensburg reisen können wird", sagt der Sprecher des Bistums Regensburg, Clemens Neck.
Georg Ratzinger war am Mittwoch um die Mittagszeit im Alter von 96 Jahren gestorben. Am Mittwochabend fand vor dem Wohnhaus Ratzingers eine Aussegnungsfeier statt. Dazu wurde der mit Blumen verzierte Sarg im Hof aufgebahrt. Der Kirchenmusiker war als Regensburger Domkapellmeister drei Jahrzehnte lang Chef des weltberühmten Knabenchores Regensburger Domspatzen. "Es war ein leichter Tod", sagte Neck. "Man kann von Einschlafen sprechen." Georg Ratzinger habe in den vergangenen Tagen wenig gegessen und getrunken, sei aber immer mal wieder ansprechbar gewesen. Ein Höhepunkt sei der Besuch seines Bruders Joseph Ratzinger gewesen, sagte Neck. Vor zwei Wochen war der 93-Jährige für vier Tage aus Rom nach Regensburg gereist und hatte seinen älteren Bruder mehrmals an seinem Krankenbett besucht.
Domspatzen:Wie das Bistum Regensburg mit Georg Ratzinger umgeht
Erst nennt Ratzinger die Aufklärung des Missbrauchsskandals einen "Irrsinn", dann heißt es in einer Mitteilung, er begrüße sie. Subtext: Diesen alten Mann fragt man besser nicht mehr.
Der berühmte Knabenchor, den Ratzinger von 1964 bis 1994 leitete, nimmt bereits am Sonntag während einer nicht öffentlichen Totenvesper Abschied von seinem früheren Domkapellmeister. Nach einem Sterberosenkranz am Montag bekommt die Öffentlichkeit am Dienstag von 10 bis 18 Uhr Gelegenheit, vor dem im Dom aufgebahrten Sarg des Toten zu gedenken und sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. Das Bistum hat zudem eine Seite eingerichtet, auf der man online kondolieren kann.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte den früheren Regensburger Domkapellmeister. "Als Erzbischof seines Heimatbistums" fühle er sich dem Verstorbenen und dessen Bruder sehr verbunden, so Marx. Dabei verwies er auf die gemeinsame Priesterweihe von Georg und Joseph Ratzinger 1951 im Freisinger Dom.
"In dieser Situation fühle ich mich besonders dem Papst emeritus nahe, der seinen Bruder verloren hat", fügte Marx hinzu. "Mit seinem Besuch in Regensburg hat er ein Zeichen echter christlicher Nächstenliebe gesetzt." Prälat Georg Ratzinger habe den größten Teil seines priesterlichen Lebens in Regensburg verbracht und besonders die Kirchenmusik als Ausdruck des Gotteslobs gepflegt.
Auch Papst Franziskus hat seinem Vorgänger Benedikt sein Beileid zum Tod von dessen Bruder ausgedrückt. "In dieser Stunde der Trauer möchte ich Ihnen nochmals meine herzliche Anteilnahme und meine geistliche Nähe bekunden", schrieb der 83-jährige Franziskus an den emeritierten deutschen Papst. Der Vatikan veröffentlichte den Brief am Donnerstag.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte zum Tod Ratzingers: "Ihre Musik war Gebetsschule, Glaubensunterweisung und Predigt. Unzählige Eucharistiefeiern im Regensburger Dom und in anderen Kirchen verdanken ihrem Dirigat Schönheit, Herzenswärme und Erhabenheit. Konzertsäle konnten Sie in Gebetshäuser verwandeln." Auch der unmittelbare Nachfolger Ratzingers als Leiter der Domspatzen, Roland Büchner, würdigte den Verstorbenen: "Er verkörperte die Verbindung von Priester und Musiker in idealer Weise, war Vorbild und Orientierung für Generationen von Domspatzen." Und Kurienkardinal Robert Sarah sandte einen frommen Wunsch: "Möge Gott ihn im Himmel willkommen heißen."