Proteste gegen das Gipfeltreffen:Radeln mit der Polizeieskorte

Lesezeit: 2 min

Die Teilnehmer einer Fahrrad-Demonstration fahren von Garmisch-Partenkirchen nach Klais. Dabei werden sie von einem großen Polizeiaufgebot begleitet. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Am Montag brechen mehrere Protestgruppen nach Elmau auf. Nur 50 Demonstranten gelangen mit Bussen in Sichtweite des Tagungsgebäudes - sechs von ihnen werden vorläufig festgenommen.

Von Matthias Köpf und Patrick Wehner, Elmau

Die Sonne brennt vom Himmel, Demonstranten und Polizei schwitzen gleichermaßen: Zum G-7-Gipfel sind am Montag mehrere kleine Gruppen von Aktivisten zu Wander- und Radtouren rund um Garmisch-Partenkirchen aufgebrochen. Begleitet werden sie bei schwüler Hitze von einem riesigen Polizeiaufgebot. Trotz hoher Temperaturen und der bereits überwundenen Höhenmeter ist die Stimmung anfangs noch gut. Eskortiert werden die gerade einmal 25 Aktivisten von 13 Polizeitransportern und sechs Polizisten auf Fahrrädern. Dies sorgt für Belustigung in der bunten und gut gelaunten Gruppe, die diesen Aufwand für etwas übertrieben hält.

Damit sie überhaupt einigermaßen in die Nähe des Gipfeltreffens kommen können, müssen sie ihre Fahrräder zur Seite stellen und in die drei, offenbar von der Polizei angemietete Busse umsteigen. Dass die Aktivisten nicht mit einem Polizeibus, sondern mit normalen Bussen in die Nähe des Schlosses gebracht werden, wertet Franz Haslbeck, Leiter der Radl-Demo, zwar als kleinen Erfolg. Doch bevor die Aktivisten die Busse besteigen können, müssen sie sich bei der Polizei ausweisen und registrieren lassen. Außerdem werden sie penibel durchsucht. Dafür sind eigens drei Pavillons bereitgestellt worden. Einen größeren Dämpfer gibt es für die Demonstranten dann auch noch: Anders als ursprünglich geplant, dürfen sie doch nicht in Hörweite des Schlosses demonstrieren. Laut Haslbeck hat diese Entscheidung das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen getroffen.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Am Ende sind es insgesamt 50 Demonstranten, die mit den Bussen zum Schloss Elmau gefahren werden, in dem die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industrienationen bis zu diesem Dienstag tagen. Doch sie dürfen nicht so nah an das Hotel heran, wie sie eigentlich wollen. Die G-7-Kritiker müssen mit ihrer Mini-Demo etwa einen halben Kilometer vom Schloss entfernt bleiben.

Den 50 Demonstranten steht eine dreistellige Zahl von Polizisten gegenüber. Als nach Ende 30-minütigen Demo sechs Personen vor dem Shuttlebus einen Sitzstreik machen wollen, werden sie augenblicklich von der Polizei abgeführt und vorläufig festgenommen. Sie werden wohl die ersten Kunden des improvisierten Justizzentrums im Skisprungstadion von Garmisch-Partenkirchen sein. Nach Angaben einer Polizeisprecherin laufen gegen sie Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung oder der versuchten Nötigung.

Für den Marsch gelten strikte Auflagen

Auch ein anderer Sternmarsch aus Wanderern und Radfahrern wird am Montag von zahlreichen Polizisten begleitet. Die nach dpa-Schätzung rund 100 Demonstranten machen sich von Garmisch-Partenkirchen auf den Weg in die Berge. Auch die Bergwacht ist dabei und baut Versorgungsstationen mit Wasser auf. "Schwüles Wetter, die Sonne sticht, das ist schon eine gewisse Herausforderung", sagt Bergwacht-Sprecher Roland Ampenberger. Die Mitmarschierer sind dennoch guten Mutes. "Wir leben jetzt in einer Zeit der größten Herausforderung der Menschheit, die Klimakatastrophe", sagt Dominik aus Mittelfranken. Für seine Anliegen zu kämpfen - "dafür schwitze ich auch gern". Das sei nichts im Vergleich zu dem, worunter die Menschen im "globalen Süden" litten.

Für den mehrere Stunden langen Marsch gelten strikte Auflagen, die Wege dürfen nicht verlassen werden, Hunde müssen angeleint sein. Auch Pyrotechnik ist verboten. "Wir wollen auch keinen Waldbrand verursachen", sagt Organisator Franz Haslbeck.

Insgesamt zeichnet sich eine deutlich geringere Beteiligung an den G-7-Protesten ab als erwartet. Zu einer Großdemonstration am Samstag in München waren trotz guten Wetters statt der erwarteten 20 000 Teilnehmer laut Polizeiangaben nur 4000 gekommen, zu der angekündigten Großdemo am Sonntag in Garmisch-Partenkirchen nur rund 1000. Der Berliner Soziologe Dieter Rucht sieht für die geringe Beteiligung auch den Ukraine-Krieg verantwortlich. Das Thema sei absolut dominant und überschatte alles andere, sagt der Protestforscher. "Wir haben einen zentralen Konfliktherd und im Schatten dessen ist es schwierig, viel Aufmerksamkeit zu erzeugen."

© SZ/epd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Impressionen rund um den G-7-Gipfel
:Abschied aus Elmau

Boris Johnson hat seinen roten Koffer gepackt, "Bayern kann Gipfel" - einen ausrichten will Ministerpräsident Söder aber auf "absehbare Zeit" nicht mehr, und der US-Präsident reist frühzeitig ab. Eindrücke rund um Elmau.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: