Wenn Bayern einen neuen Ministerpräsidenten bräuchte, demnächst, dann hätten die Freien Wähler eine Idee: Christian Wulff könnte das doch machen. Die Parteifreien haben sich am Samstag in Nürnberg mit dem Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten getroffen - aber für diesen Job sei er nicht der Richtige, finden die meisten der zehn Wahlleute. Sie wollen weiterhin lieber Joachim Gauck, den Kandidaten von SPD und Grünen wählen. Und Wulff dafür als Landesvater. "Tausche Wulff gegen Seehofer", sagte der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber nach dem Treffen.
Auch Fraktionschef Hubert Aiwanger lobte Wulffs Arbeit als Ministerpräsident in Niedersachsen. Der 51-Jährige habe dort einiges umgesetzt, was die Freien Wähler in Bayern auch gerne hätten. Ein kostenloses letztes Kindergartenjahr zum Beispiel, oder das Freiwillige Politische Jahr analog zum Sozialen Jahr. Diesen Vorschlag hatte die Mehrheit im Maximilianeum erst vor kurzem abgelehnt. Bayerns Staatsregierung könne sich von Niedersachsen einiges abschauen, findet Aiwanger.
Eine dreiviertel Stunde Zeit nahm sich der Kandidat für die Freien Wähler nach seinem Auftritt beim CSU-Parteitag, und auch wenn er nur mit ein paar Stimmen rechnen kann, kam Wulff gut an. "Er wäre auch ein guter Bundeskanzler", sagte der Ingolstädter Landtagsabgeordnete Markus Reichhart.
Trotzdem: Gegenkandidat Gauck hatte die Freien Wähler schon am vergangenen Mittwoch begeistert, als er die Fraktion im Landtag besuchte. Für Aiwanger stand nach dem Gespräch mit dem 70-jährigen früheren Chef der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen fest, dass er der Richtige sei. Wulff fehle der Biss, stellte Aiwanger am Samstag fest, der könne sich im Zweifel wohl nicht gegen die schwarz-gelbe Bundesregierung behaupten. Zu viel Parteipolitik ist ihm da im Spiel.
Bayerische FDP wählt Wulff
Sein Fraktionskollege Bernhard Pohl dagegen wird Wulff wählen. Der schwäbische Abgeordnete hält ihn gerade wegen der Übereinstimmung in gewissen politischen Überzeugungen für den richtigen Präsidenten. "Er ist ein Kämpfer für die Rechtsstaatlichkeit", sagte Pohl. Bei den Freien Wählern gibt es keinen Fraktionszwang, jeder darf wählen, wen er mag.
Bei der FDP gilt das nicht, die acht Wahlleute aus Bayern stehen hinter Wulff. Nach einem Treffen mit dem Niedersachsen am Samstag sagte Fraktionschef Thomas Hacker: "Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass er genau der richtige Mann ist." Wer dieser Überzeugung nicht von Anfang an war, ließ sich erst gar nicht als Wahlmann aufstellen. Die Variante mit Wulff als möglichem Landesvater wurde bei der FDP nicht überlegt.