Frauenförderung:Die Freien Wähler sind noch schlimmer als die CSU

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Hubert Aiwanger (rechts) und Michael Piazolo, Generalsekretär der Freien Wähler Bayern, gelten als gesetzt für Ministerämter in Söders Kabinett. (Foto: dpa)

Kein wichtiger Regierungsposten wird in der Partei von Hubert Aiwanger mit einer Frau besetzt. Nun lastet alle Hoffnung für mehr Gleichberechtigung auf der CSU.

Kommentar von Katja Auer

Blöderweise ist Ilse Aigner jetzt Landtagspräsidentin, man kann es kaum anders sagen, auch wenn sie vermutlich eine gute Besetzung abgeben wird, so viel Prophezeiung sei gewagt. Aber nun fehlt sie im Kabinett und der Frauenmangel, der sich dort immer schon manifestierte, könnte sich zu einem peinlichen Problem auswachsen.

Grund dafür ist die neue Regierungspartei, die angeblich Schwung hineinbringen will nach der CSU-Alleinherrschaft. Weiblichen Schwung jedenfalls nicht, die Freien Wähler offenbaren sich gerade als echter Männerklub. Fünf Spitzenposten sind zu vergeben und wie es aussieht, sollen sie alle an Männer gehen. Florian Streibl ist als Fraktionschef bereits gewählt, ebenso Alexander Hold als Landtagsvizepräsident. Die drei Minister werden wohl Hubert Aiwanger, Michael Piazolo und Thorsten Glauber heißen. Bleiben zwei Staatssekretäre, von denen wiederum einer ein Mann sein soll, wie der Landtags-Flurfunk bereits vermeldet.

Ganz schön fortschrittlich, 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts. Und es soll bloß keiner sagen, dass es halt keine gebe. Bei der jüngsten Erhebung des Landesamts für Statistik waren 6 558 701 weibliche Einwohner in Bayern gemeldet. Mehr als Männer, nebenbei.

Nun, Ironie der Geschichte, lastet alle Hoffnung für mehr Gleichberechtigung auf der CSU. Bisher waren unter den 13 Ressortchefs fünf Frauen, dazu kam eine Staatssekretärin, für ein CSU-Kabinett halbwegs ordentlich. Jetzt hat Ministerpräsident Markus Söder fünf Posten weniger zu vergeben, dazu will der Regionalproporz beachtet sein und verdiente Männer müssen untergebracht werden.

Wen er berufen will, soll bis zuletzt geheim bleiben, das Frauenproblem zeigt sich dennoch schon. Neben Aigner wird wohl Wissenschaftsministerin Marion Kiechle nicht mehr dabei sein. Die Berufung der Professorin ohne Mandat galt vor einem halben Jahr als Coup, diesmal wird sie kaum ins Tableau passen. Bleiben die Ministerinnen Melanie Huml, Kerstin Schreyer und Michaela Kaniber. Bleibt es allerdings bei denen, schrumpft der Frauenanteil unter den Ministern auf weniger als ein Viertel. Das wird Söder - selbst angesichts des verheerend geringen Frauenanteils im neuen Landtag von 26,8 Prozent - hoffentlich zu wenig sein.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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