Album-Präsentation:Spirituelles Singen

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Hat ihren Weg und ihren Ausdruck gefunden: die Jazzsängerin Fiona Grond. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Die Schweizer Sängerin und Wahlmünchnerin Fiona Grond und ihr Trio stellen das neue Album "Poesias" in der Unterfahrt vor.

Von Oliver Hochkeppel

Musiker wird man anders als Lokführer, Polizist oder Astronaut. So zielgerichtet und konsequent man es auch vorantreibt, man bleibt doch meist lange auf der Suche. Nach dem Instrument, dem Stil, dem eigenen Ausdruck. So war es auch bei Fiona Grond. In ihrer Heimatstadt Zürich ging sie auf ein musisches Gymnasium und wusste früh, dass die Musik ihr Leben sein sollte. Aber welche? Während ihrer ganzen Schulzeit hatte sie Querflöte gespielt - aber immer stärker das Gefühl bekommen, "dass etwas zwischen mir und dem Instrument im Weg steht, um meine Musik zu transportieren."

Sie entdeckte, dass das mit dem unmittelbarsten, ureigensten Instrument besser funktioniert: mit der Stimme. Was freilich einige Überwindung kostete. Bei den ersten Gesangseinlagen vor anderen "hat es sich angefühlt, als ob man sich nackt vor die Leute stellt", erinnert sie sich. Selbstvertrauen, Sicherheit und Gewissheit beim Singen wie beim Songwriting zu finden, das war neben dem Handwerk, der Tradition und der Improvisation also das Wichtigste, was sie im Studium lernte. Dass das in München passierte - im Gesangsstudium bei Sanni Orasmaa und Anne Czichowsky, danach im Kompositionsstudium bei Gregor Hübner und Christian Elsässer -, war eher Zufall.

Grond folgte ihrer Mitabiturientin Hannah Weiss nach Bayern und bewarb sich ohne große Erwartungen am Jazzinstitut der Münchner Musikhochschule. Als sie aber genommen wurde, warf sie sich mit aller Kraft in die Arbeit. Jobbte nebenbei in der Unterfahrt, was sie die Praxis von allen Seiten betrachten, die besten Musiker erleben und viele Kontakte knüpfen ließ; probierte sich in vielen Bands aus, unter anderem bei der Jazzrausch Bigband oder bei der Pianistin Svetlana Marinchenko; und war so schließlich reif für ein eigenes Projekt.

Interspaces heißt das Trio, das Fiona Grond schon vor fünf Jahren gründete. Mit zwei ihrer besten Freunde vom Jazzinstitut, dem Gitarristen Philipp Schiepek und dem Saxofonisten Moritz Stahl. Das Menschliche war ihr zunächst das Wichtigste: "Ich habe mir überlegt, mit wem ich als Person und Musiker gerne zusammenarbeiten würde." So ist das Bestehen ihres Trios nachhaltig garantiert, auch wenn ihre Mitstreiter inzwischen so erfolgreich sind - Stahl unter anderem als Lead-Saxofonist der Jazzrausch Bigband und mit seiner Band Ark Noir, Schiepek als im Jazz wie in der Klassik extrem gefragter Gitarrist -, dass Produktions- oder Tourtermine schwierig werden.

Nach einer Experimentierphase hatte man sich schnell gefunden, auch Corona überstanden und bereits im Spätsommer 2021 ein Debütalbum herausgebracht. Das klang so vielversprechend, dass auch Act, eines der großen und wichtigen Independent-Labels, auf Grond aufmerksam wurde. So kann Grond nun am 22. September in der Unterfahrt ihr Act-Debüt "Poesias" vorstellen. Eben in der eher ungewöhnlichen Trio-Besetzung mit Saxofon und Gitarre, also ohne das übliche Klavier, Schlagzeug oder Bass. Das erzeugt außergewöhnlich warme und transparente Melodielinien. Die wiederum vor allem die vielen lautmalerischen Passagen oder Vokalisen von Grond fast spirituell klingen lassen. Bei den überwiegend eigenen Kompositionen, aber auch bei Interpretationen von Graubündner Folklore aus der Schweizer Liedersammlung von Tumasch Dolf, von einer Bach-Sarabande oder von einem Song des Duos Sidsel Edresen und Bugge Wesseltoft, das zu den Vorbildern von Fiona Grond gehört. Auf ihrer Suche hat sie also schon so einiges gefunden.

Fiona Grond Interspaces, Fr., 22. Sept., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42, www.unterfahrt.de

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