Fastnacht in Franken:Sensation in Veitshöchheim: Söder geht als Söder

Fragt sich nur, wie der bayerische Ministerpräsident dieses Kostüm noch toppen will. Auch sein Stellvertreter gibt bei der traditionellen Faschingssitzung den Staatsmann.

Von Bernhard Hiergeist

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Fastnacht in Franken, die 33ste. Traditionell findet sie am Freitag vor der Weiberfastnacht statt und beschert dem Bayerischen Rundfunk in Bayern Einschaltquoten von um die 50 Prozent. Und wenn das nicht ohnehin auf der Bühne schon gesagt worden wäre, würden wir jetzt den Witz von der CSU und der absoluten Mehrheit machen. Auf jeden Fall wird in Veitshöchheim immer, so heißt es, "den Großen und Mächtigen im Land der Spiegel vorgehalten".

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Fastnacht in Franken schließt traditionell die Frage ein: Als was kommt er dieses Jahr, der Söder? Shrek, Mahatma Gandhi, Prinzregent Luitpold, Edmund Stoiber, Bernd das Brot - raten Sie mal, in welchem Aufzug in dieser Aufzählung Ministerpräsident Markus Söder noch nicht in Veitshöchheim war. Und dieses Jahr: Die Söder-Verkleidung, ganz elder-statesman-mäßig im Smoking (immerhin mit orange-farbenen Freie-Wähler-Streifen auf der Fliege).

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Tatsächlich haben wir bei all dem Verkleidungs-Drang vor zwei Jahren schon geschrieben, Söder (mit Ehefrau Karin und Herzkönigin Ilse Aigner) könne nur mehr überraschen, wenn er als er selbst gehe. Kann man da also auch einen Haken dransetzen. Was kommt als Nächstes? Im Gegensatz zu den Verkleidungen fühle er sich im Smoking fast nackt, sagte Söder. Und lieferte damit ganz vielleicht schon den Ausblick, womit er dann 2020 in Veitshöchheim überraschen könnte.

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Hubert Aiwanger, Niederbayer der Herzen und übrigens auch stellvertretender Ministerpräsident, machte es Söder nach und kommt - nein, nicht als Markus Söder, wie Sie vielleicht gedacht haben - sondern natürlich als Hubert Aiwanger. Der Vorsitzende der Freien Wähler trägt ebenfalls Smoking, weil Regierungsverantwortung auch bedeutet, dass es mit den Spaßettln jetzt mal vorbei ist. Engelchen Kerstin Schreyer, ihres Zeichens bayerische Sozialministerin, weiß das noch nicht. Aiwanger spricht übrigens sehr baierisch und sagt den Buchstaben "A" komisch, falls Sie das noch nicht gewusst haben. Weil er mit Abstand die meisten blöden Witzchen aushalten musste, bekommt von der Kostüm-Bewertungs-Taskforce Trostpunkte.

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Münchner Kindl Michael Piazolo, mit Breze und Maßkrug. Geschickte Anspielung: Gelb-schwarz sind nicht nur die Farben Münchens, sondern auch Stuttgarts, wo der bayerische Kultusminister Piazolo geboren und aufgewachsen ist. Hat sich endlich mal jemand Gedanken ums Kostüm gemacht.

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Apropos Gedanken ums Kostüm machen. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) kommt als eine Mischung aus Grashüpfer, Batman-Bösewicht Joker und Goethes Mephisto (gespielt von Gustaf Gründgens). Über die Botschaft dahinter sind wir uns in der Redaktion noch uneins. Vermutlich hat es mit dem Volksbegehren Artenschutz zu tun, da ging es auch um Insekten.

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In Alice im Wunderland spielt Alice mit den Spielkarten-Menschen Croquet, der Schläger ist ein Flamingo, der Ball ein Igel. Später befiehlt die Herzkönigin einem Greif, Alice zum Schildkrötensupperich zu bringen, damit der dem Mädchen seine Lebensgeschichte erzählen kann. Lange Rede, kurzer Sinn: So in etwa muss sich Landtagspräsidentin Ilse Aigner wohl in ihrer Partei, der CSU, fühlen, worauf sie mit ihrem Kostüm dezent hinweist.

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Thomas Kreuzer ist dafür bekannt, Chef der CSU-Fraktion im Landtag zu sein, und das schon seit geraumer Zeit. Und Meister Eder ist dafür bekannt, dass der rothaarige Kobold Pumuckl bei ihm wohnte, aber zuallererst natürlich für die bahnbrechende Tatsache, dass Eder-Darsteller Gustl Bayrhammer mal den Hit "Saufst, na stirbst, und saufst du ned, stirbst ah" aufnahm. Und das ist eine gesunde Portion bayerischen Fatalismus', die Extrapunkte bei der Kostümbewertung gibt, Kategorie Metaebene.

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Nun zu den Grünen. Katharina Schulze, eine von zwei Fraktionsvorsitzenden, hatte, so sah es zumindest aus, beim lustigen Spiel auf der Bühne den Abend über viel Spaß. Die Verkleidung als Na'vi-Frau aus dem Film Avatar war zwar ein bisschen 2009. Aber Avatar, da war doch irgendwas mit Zerstörung der Umwelt. Und das passt ja.

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Der Aufzug des anderen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Ludwig Hartmann, lässt nur eine mögliche Erklärung zu: Er wurde einst von einer radioaktiven Biene gestochen und kann nun aus seinen Händen Honig... ach, irgendwas mit Bienen auf jeden Fall, die haben ein gutes Image. Und ein besseres Image hat nur der Bienen-Man (gesprochen: Bienen-Män), der Retter aller Bienen und Artenvielfalt. Quasi. Übrigens will auch Ministerpräsident Söder die Bienen retten. Aber der war ja in Veitshöchheim nur im Smoking da.

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Wer war noch da? Schon wieder ein Fraktionsvorsitzender, aber einer, der sich mit dem Popel-Landtag nicht mehr zufrieden gibt. Manfred Weber ist Vorsitzender der Fraktion der konservativen Parteien im Europäischen Parlament. Und er kommt dann, ja, gewissermaßen als das glamouröse Europa selbst. Die Kostüm-Bewertungs-Taskforce gibt hier Minuspunkte aufgrund allzu großer Auf-der-Hand-Liegenheit. Die können nur ausgeglichen werden, wenn Weber in diesem Kostüm auf Wahlkampf geht für seine Kandidatur als Präsident der EU-Kommission.

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Gab's da nicht eigentlich auch einen, der immer als Sheriff... jawohl, den gibt's immer noch! Innenminister Joachim Herrmann macht den albernen Wettkampf um das originellste Kostüm einfach nicht mit. Er macht das mit einer solchen Hartnäckigkeit, dass man manchmal glauben könnte, er wäre damals 1945, als die Gründungsurkunde der CSU unterzeichnet wurde, schon mit am Tisch gesessen, und zwar im Sheriffskostüm. Gleichzeitig hat die Verweigerungshaltung etwas Verwegen-Rebellisches, dass man sich bei näherer Betrachtung und Kenntnis von Herrmanns politischem Wirken wirklich überhaupt nicht mehr auskennt.

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Grenadier guard Florian Pronold war mal SPD-Vorsitzender in Bayern, und sitzt sonst im Bundestag. Die SPD musste übrigens merkwürdigerweise bei der Fastnacht in Franken dieses Jahr auch einstecken, was dann doch verwundert. Weil Witzen über die SPD, zumal der in Bayern, eine gewisse Fallhöhe fehlt, und die dann vielleicht gar nicht so lustig sind. Aber naja, man kann aber auch auf die Melodie von "Waterloo" singen: "Waterloo - keine Partei ist so alt wie du"...

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SPD-Chefin Natascha Kohnen und Fraktionsvorsitzender Horst Arnold - in roten Overalls wie seinerzeit die Ferrari-Crew beim Boxenstopp. Aber nicht, als Michael Schumacher dauernd gewann, sondern zu der Zeit, als sie Schumacher mal nur mit drei Reifen zurück auf die Strecke geschickt haben. Das zeigt: SPD-Witze kann man sich mittlerweile wirklich sparen.

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Und gab's nicht immer einen, der als verkiffter Typ ging? Ja, auch den gibt es immer noch! Aber es ist immer ein anderer. Vermutlich wird das Kostüm einfach rumgereicht und jedes Jahr wird in einem Hinterzimmer im Landtag ausgekartelt, wer es diesmal anziehen muss. Dieses Jahr traf es den FDP-Fraktionsvorsitzenden Martin Hagen und, naja, was soll man sagen? An die Würde des Amtes, die etwa Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein als verkiffter Typ ausgestrahlt hat, kommt Hagen natürlich noch nicht ran. Aber er macht es schon ganz anständig.

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Hier zeigt sich die Fastnacht nochmal von ihrer lustigsten Seite: Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag und ehemaliger Bundesverkehrsminister, kommt als Mister Spock. Der Halb-Vulkanier aus Star Trek ist dafür bekannt, dass sein Handeln rein auf Logik beruht und Gefühle eher unterdrückt werden. Logisch und besonnen sind Bezeichnungen, die das Internet für Spock findet - und die viele in Zusammenhang mit Dobrindt so gar nicht einfallen würden. Aber darauf muss man im Fasching ja keine Rücksicht nehmen.

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