Kriminalität:Neues KI-Tool soll Fake-Shops im Netz enttarnen

Lesezeit: 2 min

Ein echtes Schnäppchen oder ein Preis, der zu gut ist, um wahr zu sein? Bei der Enttarnung von Fake-Shops im Internet soll in Zukunft ein KI-Tool helfen, das Bayerns Justizministerium gemeinsam mit Experten vorgestellt hat. (Foto: Jens Büttner/dpa)

"Eine echte Internetplage" seien unseriöse Online-Geschäfte geworden, sagt Bayerns Justizminister Eisenreich. Mit einem digitalen Werkzeug sollen Nutzer den Betrug künftig schneller aufspüren.

Von Laura Lehner

Sie sehen täuschend echt aus, verkaufen Artikel, die eigentlich vergriffen sind, und locken dazu noch mit dem günstigsten Preis. Das Internet ist voll mit Online-Shops, die vermeintliche Schnäppchen anbieten - doch trotz Bezahlung kommt die Ware nie an.

"Fake-Online-Shops sind eine echte Internetplage geworden", sagt Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Um Betrüger zukünftig gezielter zu identifizieren, unterzeichnete der Minister am Donnerstag gemeinsam mit Helmut Leopold vom Austrian Institute of Technology (AIT) eine Kooperationsvereinbarung, um Fake-Shop-Betreiber zielgerichteter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Dazu entwickelte die bayerisch-österreichische Kooperation ein Ermittlungswerkzeug, das Geschäfte im Netz auf ihre Echtheit überprüfen kann und Verbrauchern dabei hilft, sicher im Internet einzukaufen.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

"Der Fake-Shop-Detector, der vom AIT entwickelt wurde, überprüft unbekannte Online-Shops mithilfe einer künstlichen Intelligenz", erklärt Leopold, beim AIT zuständig für digitale Sicherheit. In Echtzeit suche die Software nach Hinweisen, die Aussagen über die Seriosität des Händlers treffen. Nutzer könnten sich die Software als Plug-in für ihren Browser herunterladen und die Internetadresse eines Online-Shops in das Suchfeld eingeben. Mehr als 21 000 Merkmale einer Website untersuche das System. "Gibt es Anzeichen darauf, dass es sich um einen unseriösen Shop handelt, spielt die Software dem Verbraucher eine Warnung aus." Der Detektor erstelle zudem eine Sperrliste mit Fake-Shops, an der sich Verbraucher orientieren könnten. "Je mehr Nutzer das Werkzeug benutzen, desto genauer kann die KI arbeiten."

Die Betrüger machen Geld mit falschen Angeboten - vom Brennholz bis zur Playstation

Dass ein sensibler Umgang mit Online-Shops im Internet notwendig ist, weiß auch Marion Zinkeler, Vorständin der Verbraucherzentrale Bayern. Täglich würden Menschen auf Online-Shops mit vermeintlichen Schnäppchen reinfallen, Geld bezahlen und am Ende vergebens auf ihre Ware warten. Daher sollten Verbraucher beim Einkaufen im Internet auf bestimmte Dinge achten: In Fake-Shops könne man beispielsweise nur per Vorkasse bezahlen, es existiere kein Kundenservice und Geldrückforderungen würden ins Leere laufen. Betrüger lockten zudem mit saisonalen Angeboten oder mit Produkten, die andernorts nicht lieferbar sind. "Während der Energiekrise im letzten Winter verkauften Fake-Shops zum Beispiel Brennholz. Auch Playstations hatten die Betrüger im Angebot, obwohl diese überall ausverkauft waren", erinnert sich Zinkeler.

Wer beim Einkaufen im Netz sichergehen will, sollte einen Blick in das Impressum werfen und beispielsweise die Adresse des Unternehmens überprüfen. Auch auffällig lange Internetadressen könnten ein Indiz für Betrüger sein. Die zunehmende Professionalisierung der Händler mache es für Verbraucher jedoch immer schwieriger, seriöse Seiten von unseriösen zu unterscheiden. "Sogar gefälschte Gütesiegel denken sich die Händler aus", warnt die Expertin.

Um die Kriminellen auch strafrechtlich zu verfolgen, wurde 2015 die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) gegründet. 23 Staatsanwälte sowie vier IT-Spezialisten leiteten seitdem mehr als 65 000 Verfahren ein. Mithilfe des Fake-Shop-Detectors sollen Betrüger noch früher gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKlimaschutz
:Kann es zu viele Solarparks geben?

Im Donaumoos erlebt die Freiflächen-Photovoltaik einen solchen Boom, dass Naturschützer verbindliche Vorgaben der Staatsregierung für den Ausbau der Anlagen fordern. Denn sie fürchten um einen anderen Aspekt des Klimaschutzes.

Von Christian Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: