Die Woche in Bayern:AfD übernimmt Vorsitz des Bildungsausschusses

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Die AfD ist bisher nicht als Partei der Bildung aufgefallen. (Foto: dpa)

Damit sitzt die AfD einem der wichtigsten parlamentarischen Gremien vor. Zum Glück gibt es im Bildungsausschuss eine große Mehrheit gegen die Partei.

Von Sebastian Beck

Die AfD stellt im Bayerischen Landtag jetzt den Vorsitzenden des Bildungsausschusses. Er heißt Markus Bayerbach, kommt aus Augsburg und ist Förderlehrer. Am Mittwoch wurde er mit acht zu sieben Stimmen gewählt. Damit sitzt die AfD einem der wichtigsten parlamentarischen Gremien vor, zumal die Bildungspolitik zu den Kernaufgaben des Freistaats gehört. Bayerbach zählt zu den vergleichsweise gemäßigten Vertretern seiner Partei, jedenfalls ist er bisher nicht durch Hetztiraden aufgefallen. Allerdings ist die AfD bisher auch nicht als Partei der Bildung aufgefallen. In Hamburg hatte sie im September einen Aufruf an Schüler gestartet, sie sollten vermeintlich ideologische Lehrer melden. Man könnte auch sagen: denunzieren. Das wiederum passt zum Weltbild der AfD, die sich von Linken umstellt und verfolgt vorkommt.

In ihrem Landtagswahlprogramm bezeichnet die bayerische AfD Schulen als "Orte der Bildung und des Wissenserwerbs", was jetzt als Erkenntnis noch nicht so ganz bahnbrechend ist. Natürlich geht es gegen Islamunterricht oder gegen die Inklusion von Behinderten. Interessant wird es, wenn die Partei fordert, an den Schulen solle ein "ausgewogenes Bild der deutschen Geschichte" vermittelt werden - "Mittelalter, frühe Neuzeit mit dem deutschen Humanismus und der Reformation, aber auch die Deutschland lange Zeit prägende Epoche des Dreißigjährigen Krieges". Vom Holocaust ist explizit nicht die Rede, dafür aber von deutschen zivilen Opfern, Heimatvertriebenen und Aussiedlern.

Einer aktuellen Umfrage des US-Fernsehsenders CNN zufolge sagen rund 40 Prozent der deutschen 18- bis 34-Jährigen, dass sie "wenig" oder "gar nichts" über die Vernichtung der Juden wissen - was der AfD wahrscheinlich ziemlich egal sein dürfte. Denn im Subtext ihres Wahlprogramms geht es der Partei ohnehin um eine Revision des deutschen Geschichtsbildes: mehr Melanchthon und weniger Unternehmen Barbarossa. Dass die Bundesrepublik als Antwort auf die Verbrechen des Nationalsozialismus gegründet wurde, hat die AfD nicht kapiert. Zum Glück gibt es im Bildungsausschuss eine große Mehrheit gegen die AfD und ihre Ansichten. Und vielleicht bringt die Arbeit im Bildungsausschuss für Bayerbach auch noch die ein oder andere Erkenntnis. Zum Beispiel die, dass er sich in die falsche Partei verirrt hat.

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DAS KOMMT AUF UNS ZU

"Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen", schrieb einst der amerikanische Schriftsteller William Faulkner. Wie wahr! Die kommende Woche beginnt mit jemanden, der rein biologisch gesehen zwar verblichen ist, dessen Erbe aber noch Gegenwart und Zukunft bestimmt. Am Montag jährt sich der Geburtstag des bayerischen Chemikers Max von Pettenkofer zum 200. Male. Pettenkofer hat mit dem von ihm gegründeten Hygiene-Institut viele Menschenleben gerettet. Und gewiss ist es in seinem Sinne, dass in Krankenhäusern Hygiene immer an erster Stelle stehen möge. Für Dienstag indes wird in München das Urteil im Streit um das sogenannte Jodl-Grab auf der Fraueninsel erwartet. Hat letztlich auch was mit Hygiene zu tun.

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