Schlagende Studentenverbindungen:Kriminalpolizei ermittelt wegen "Hitlergruß" beim Coburger Convent

Schlagende Studentenverbindungen: So sah es vor einem Vierteljahrhundert aus, wenn die schlagenden Verbindungen aus der gesamten Republik in Coburg ihrem Ritual nachgingen, so auch war es dieser Pfingsttage und so soll es - geht es nach dem "Coburger Convent" - auch in Zukunft sein.

So sah es vor einem Vierteljahrhundert aus, wenn die schlagenden Verbindungen aus der gesamten Republik in Coburg ihrem Ritual nachgingen, so auch war es dieser Pfingsttage und so soll es - geht es nach dem "Coburger Convent" - auch in Zukunft sein.

(Foto: Mark Johnston/picture-alliance / dpa)

Ein Stadtrat hat Strafantrag gestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Convent solchen Vorwürfen ausgesetzt sieht.

Von Olaf Przybilla, Coburg

Wegen eines möglicherweise gezeigten Hitlergrußes beim "Pfingstkongress" des Coburger Convents (CC), einem Zusammenschluss schlagender Studentenverbindungen, hat die Kriminalpolizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Man ermittle gegen unbekannt wegen "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", erklärte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken auf Anfrage. Der Coburger Stadtrat Matthias Schmidt hatte Strafantrag gestellt. Er will beobachtet haben, wie ein Chargierter - ein CC-Mann in "Vollwichs", also Verbindungsuniform - beim umstrittenen CC-Fackelzug zunächst in Richtung von Gegendemonstranten einen Hitlergruß gezeigt und diesen kurz darauf zum sogenannten Kühnengruß abgewandelt habe. Bei diesem werden der rechte Arm gestreckt und drei Finger abgespreizt gehalten.

Der Stadtrat ist dazu am Freitag von der Polizei vernommen worden. Dabei habe er "vier Zeugen" benannt, die den Hitlergruß ebenfalls gesehen hätten, erklärte er im SZ-Gespräch. Der Vorfall soll sich am Pfingstmontag kurz nach 22.30 Uhr im Zentrum Coburgs zugetragen haben. Schmidt sagt, er habe umgehend einen in der Nähe stehenden Beamten der Bereitschaftspolizei auf den Vorfall hingewiesen. Der habe sinngemäß erwidert, er sei mit dem Überwachen von Gegendemonstranten beschäftigt, Straftatbestände im Fackelzug müssten andere Kollegen im Blick haben.

Der Vorgang ist besonders brisant, nachdem nur wenige Stunden zuvor Coburgs OB Dominik Sauerteig (SPD) beim CC-"Festkommers" hart ins Gericht gegangen war mit einem in Rede stehenden Vorfall eines früheren CC-Kongresses. Die Verharmlosung der NS-Diktatur habe "in der ersten braunen Stadt Deutschlands" - Coburg - keinen Platz, hatte er den etwa 3000 Teilnehmern vorgehalten. Der Oberbürgermeister spielte damit aufs Jahr 2018 an, als ein CC-Mann einem anderen auf der Herrentoilette des Coburger Hofbräus "Heil Hitler!" entgegengeschmettert haben soll. "Wer als guter Demokrat Kenntnis davon erlangt, dass eine Person in Coburg oder anderswo den Hitlergruß wie auch immer praktiziert, sei es verbal oder durch Geste, der hat dies offenzulegen und nicht zu vertuschen", sagte der OB - eine für solche Anlässe sehr explizite Kritik.

CC-Sprecher Martin Vaupel hält die Angaben des Stadtrats für wenig plausibel. Dieser habe die Möglichkeit gehabt, sich die Farben des Chargierten oder das ihm zugeordnete Städteschild zu merken. Beides sei offenbar nicht geschehen. Sollten die Angaben trotzdem zutreffen, so hielte der CC dies für "unmöglich".

Schmidt, Geschäftsführer eines Familienunternehmens, gehört der bürgerlichen Gruppierung "Pro Coburg" an, die aus den Freien Wählern hervorgegangen ist. Aufgrund kritischer Vorberichte über den CC-Kongress habe er seinen Unmut kundtun wollen und an der Gegendemonstration teilgenommen, sagt er. Der Hitlergruß sei wenige Sekunden zu sehen gewesen, danach sei der Mann außer Sichtweite geraten. Deshalb habe er sich umgehend an den Polizisten gewandt. Dass der CC-Mann zu identifizieren ist, halte er für unwahrscheinlich, wolle aber nichts unversucht lassen.

Zur SZ-Startseite

Schlagende Studentenverbindungen
:Coburgs Oberbürgermeister wird "Regenwurm" genannt - und reagiert mit Größe

Einer internen E-Mail zufolge haben Alte Herren des "Coburger Convent" den Rathauschef der Stadt übelst beleidigt. Und der? Zeigt ihnen beim öffentlichen Herrengelage, was Haltung ist.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: