Eine Praxis in Schrobenhausen, Heilpraktikerin Renate G. bittet zum Gespräch an ihren Schreibtisch. Sie hat eine weiße Hose an und eine weiße Bluse - wie eine Ärztin. Und sie gibt auch gleich einen medizinischen Rat. Ihre Freundin habe Brustkrebs, erzählt die Patientin. G. holt auf ihren Schreibtisch eine Papierschachtel mit fünf kleinen Glasfläschchen, darin eine lila Flüssigkeit: BG-Mun. Es gebe schon Metastasen, helfe das dann? Ja, sagt G., sanfte Stimme, leichter bayerischer Dialekt. Und sei diese lila Flüssigkeit besser als eine Chemo-Therapie? "Ja, klar", sagt G. Dann nimmt sie eine Holzkugel, die an einer Metallspirale hin- und herschwingt, und pendelt aus, welche Nahrungsergänzungsmittel für die Freundin mit Brustkrebs gut wären - obwohl die gar nicht anwesend ist. Als die Kugel ausschlägt, sagt sie fachmännisch: "Hab ich mir gedacht."
Falsches Krebsmedikament:Das Krebs-Wunder, das zum Albtraum wurde
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Blutproben eines Labors: Mit seriöser Wissenschaft hatten die Heilsversprechen einer Heilpraktikerin und eines Unternehmers in Oberbayern laut Experten wenig zu tun.
(Foto: imago images/Gustavo Alabiso)Sie sollen Kranken versprochen haben, wieder gesund zu werden, und mit einer unwirksamen Proteinlösung 650 000 Euro verdient haben. Eine Heilpraktikerin und ein Unternehmer stehen vor dem Landgericht Ingolstadt. Über das Geschäft mit der Hoffnung.
Von Lisa Schnell, Ingolstadt
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