Artenschutz:Große Unzufriedenheit mit Söders Wolfspolitik

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Die Staatsregierung tut nicht genug für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Wölfen, sagten 63 Prozent der Befragten in einer Umfrage im Auftrag des WWF. (Foto: imago/blickwinkel)

Tut die Staatsregierung genug dafür, dass Menschen, Wölfe und Bären friedlich zusammenleben können? Nein, sagen fast zwei Drittel der Befragten in einer WWF-Umfrage. Damit liegt Bayern bundesweit ganz hinten.

Von Christian Sebald

Die Rückkehr von Wölfen, Bären und Luchsen nach Bayern wird in der Bevölkerung begrüßt, das zeigen seit Jahren immer wieder entsprechende Umfragen - und zwar allen Konflikten mit den Raubtieren zum Trotz. Ganz anders steht es um die Frage, ob die Politik genug dafür tut, dass Menschen und die streng geschützten Wölfe und Bären hierzulande friedlich zusammenleben können. 63,2 Prozent oder fast zwei Drittel der Bayern antworten darauf mit Nein oder eher Nein. Der Freistaat ist in dem Punkt sogar Schlusslicht unter den Bundesländern. Das hat jetzt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Umweltorganisation WWF ergeben.

Für den WWF-Wildtierexperten Moritz Klose ist damit klar, dass Söders Ankündigung aus dem Frühjahr, Wölfe und Bären schneller abschießen zu lassen, wenn sie Probleme machen, "die Menschen im Freistaat überhaupt nicht zufriedenstellt". Denn zugleich lehnten in der selben Umfrage nur ein Drittel (33,8 Prozent) der Befragten die Rückkehr der Wölfe in den Freistaat ab. Bei den Bären waren es mit 37 Prozent nur wenig mehr Menschen. Im Länder-Ranking liegt Bayern damit im Mittelfeld. Und das obwohl der Freistaat das einzige Bundesland ist, das, wenn auch nur sehr selten, aber doch immer mal wieder, mit umherstreifenden Jungbären aus dem Trentino zu tun hat. Zuletzt in diesem Frühjahr.

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"Die große Unzufriedenheit zeigt, dass die politischen Scheindebatten und der Wolfpopulismus um Obergrenzen, geheime Abschussgenehmigungen oder No-Go-Areas über die wahren Probleme hinwegtäuschen", sagt Klose. "Diese Debatten gehen nicht nur zulasten der Wölfe sondern auch zulasten der Schäfer und anderer Weidetierhalter." Aus Sicht des WWF brauchen Bayern und ganz Deutschland "endlich einen flächendeckenden wolfsabweisenden Herdenschutz".

Bisher übernimmt der Freistaat nämlich nur in sogenannten Wolfsregionen die Investitionskosten für den Bau von wolfsabweisenden Zäunen oder die Anschaffungskosten für Herdenschutzhunde. Außerhalb müssen sie die Bauern selbst bezahlen. Davor scheuen viele zurück. Dabei sind Wölfe sehr mobil, in einer Nacht schaffen sie mühelos Strecken von 80 Kilometern und mehr. Auch andere Naturschutzverbände fordern, dass die Staatsregierung auf die Ausweisung von Wolfsregionen verzichten und Zäune und andere Schutzmaßnahmen in ganz Bayern fördern soll. Auch in der Debatte über die Rückkehr der Bären verlangt der WWF mehr Sachlichkeit und Aufklärung der Bevölkerung.

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Im Vergleich zu Wolf und Bär ist der Luchs von jeher ein Sympathieträger. Von den Raubkatzen leben in Bayern nur wenige Exemplare in freier Wildbahn: im Bayerischen Wald, im Steinwald in der Oberpfalz und im Fichtelgebirge. Exakt 75 Prozent der befragten Bayern finden es positiv oder eher positiv, dass sich die Raubkatzen hierzulande wieder ausbreiten - auch wenn sich die Tiere nur sehr zögerlich wieder ansiedeln. Und von dem verbleibenden Viertel der Befragten hat nur die Hälfte (12,2 Prozent) etwas dagegen, dass vermehrt Luchse durch die heimischen Wälder streifen.

Der WWF fordert deshalb wie der Bund Naturschutz und andere Organisationen, dass sich der Freistaat zu gezielten Auswilderungen von jungen Luchsen entscheidet. Solche Wiederansiedlungen gab es bisher nur im Steinwald und im Fichtelgebirge. Sie umfassten nur einige wenige Tiere und haben deshalb nicht wirklich zu einer Wiederausbreitung der Raubkatzen mit den auffälligen Pinselohren beitragen können. Als Einzelprojekte sind sie aber durchaus erfolgreich und zeigen, wie eine Stärkung der kleinen Population klappen könnte.

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