Mitten in Bayern:Was tun, wenn Hitzefrei keine Option ist?

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In der Hitze hilft manchmal nur eine kühle Dusche. (Foto: dpa)

Die Tiere im Nürnberger Tiergarten wissen sich gegen die Hitze zu wehren, doch dem arbeitenden Menschen bleibt das Tauchen nach Honigmelonen verwehrt. Nur die Kirchen könnten sich über ein für sie ungewohntes Phänomen freuen.

Glosse von Maximilian Gerl

Unter dem so sinnigen wie griffigen Titel "Affenhitze im Tiergarten" veröffentlichte der Bayerische Rundfunk jüngst eine Mischung aus Leidensbericht und Anleitung. Leidensbericht, weil die derzeit arg sommerlichen Temperaturen - noch nicht höllisch, aber fegefeuerverdächtig - natürlich auch der Tierwelt zu schaffen machen. Anleitung, weil die im Nürnberger Zoo ergriffenen Gegenmaßnahmen die Menschenwelt zur Nachahmung verleiten könnten. Das Nashorn freut sich demnach über eine Dusche aus dem Gartenschlauch, die Erdmännchen bleiben daheim im Bau, die Wildesel liegen still im Schatten und die Eisbären tauchen nach im Wasser versenkten Honigmelonen.

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Das alles ließe sich auch dem Menschen zur Abkühlung empfehlen. Allerdings sind die Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag begrenzt, unter anderem durch den Faktor Chef. Manche Unternehmer wähnten in den vergangenen Jahren ja fast Sodom und Gomorra, nur weil sie wegen so ein bisschen weltumspannender Pandemie ihre Belegschaft zeitweise ins ferne, schwerer zu kontrollierende Home-Office schicken mussten.

Jetzt wegen etwas höherer Temperaturen aussetzen? Es gebe keinen Anspruch auf Hitzefrei, bemühten sich bayerische Arbeitgebervertreter dieser Tage zu betonen: Sollte es am Arbeitsplatz zu warm werden, seien vielmehr betriebliche Lösungen gefragt. Daheim bleiben also wie ein Erdmännchen oder gar herumliegen wie ein Wildesel - eher keine Option. Über das mit Honigmelonen gefüllte Planschbecken im Büro oder eine Dusche vom Boss höchstpersönlich könnte man aber mal reden.

Doch angesichts der Lage und Grad-Anzeige allerorten hilft am Ende vielleicht eh nur die Flucht: raus aus den stickigen Büros und aus schweißtreibenden Wohnungen, hinein in die letzten kühlen Bastionen. Da gehören Tiefgaragen und Kellerabteile gerne dazu, sind aber genauso gerne schlecht bestuhlt oder völlig zugestellt. Bleiben die alten Kirchenbauten, derer es in Bayern so viele gibt. Ihre dicken Mauern halten die Sonne fern und die Luft frisch.

Und Sitzplätze gibt es auch, seit einigen Jahren sogar mehr als genug, weil etliche Missbrauchsskandale die Zahl der Austritte nach oben schnellen lassen. So gesehen könnten die Kirchen noch als Gewinnerinnen aus dem Hitzekampf hervorgehen: Wenn die Menschen ihnen demnächst scharenweise zuströmen statt wie bisher weg. Halleluja!

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