Ärger um Versorgung:Kein warmes Wasser im Februar

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Wie es ist, in der Früh kein warmes Wasser zu haben, erleben sie gerade in Wenzenbach in der Oberpfalz. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Die einen müssen eisig duschen, die anderen wissen nicht, woher in Zukunft ihr Wasser kommen soll. Über zwei Orte in Bayern, in denen nichts mehr selbstverständlich ist.

Glosse Von Lisa Schnell

An diesem Mittwoch hat es im oberpfälzischen Wenzenbach sieben Grad. Ziemlich warm für einen Februar, ziemlich eisig für eine kalte Dusche. Die müssen die Bewohner des Ortsteils Roither Berg derzeit jeden Morgen über sich ergehen lassen, falls sie der Körperhygiene zugeneigt sind. Seit knapp einer Woche haben etwa 70 Haushalte dort keine Heizung mehr. Warum?

Alles begann mit einem Preis. Als"Gestalter der Energiewende" wurde dieses tolle Start-up aus Wenzenbach gefeiert. EVW heißt es, und die Idee klang super. Mehr als hundert Haushalte sollten durch Blockkraftwerke mit Strom versorgt werden und die überschüssige Wärme wollten sie gleich mitnutzen. So geht Energiewende! Oder auch nicht. Das mit dem Strom hat nicht geklappt, die Firma erwirtschaftet ihr Geld nur noch durch das Fernwärmenetz. Und zwar zu Preisen, mit denen einige Anwohner nicht einverstanden waren.

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Seit Jahren streiten sich Hausbesitzer und Energieunternehmen vor Gericht. Nun beklagte sich der EVW-Geschäftsführer über eine "kollektive Zahlungsverweigerung" und drehte den Gashahn zu. Und jetzt? Die kurzfristige Lösung: dicke Socken und Heizlüfter. Die langfristige gibt es noch nicht. Immerhin hilft die Gemeinde aus, sie bietet den Anwohnern an, in der Turnhalle zu duschen. Mehr kann sie nicht tun, da Heizen nicht Teil der Daseinsvorsorge ist, sondern Privatsache.

Ganz anders sieht es da in Ruhmannsfelden im Bayerischen Wald aus, wo die Gemeinde sehr wohl etwas hätte tun können, es aber leider verpasste. Auch hier geht es um eine so selbstverständliche Sache, die man erst bemerkt, wenn sie fehlt: Wasser. Das bezog Ruhmannsfelden seit jeher aus drei Quellen. Nun aber meldete sich eine ältere Dame und verlangte Geld, weil das Wasserrecht für diese drei Quellen bei ihr liegt. Wie bitte? Kann nicht sein. So muss man sich die Reaktion im Büro des Bürgermeisters vorstellen. Und dann die kleinlaute Erkenntnis: Ups, stimmt ja doch. Das Wasserrecht nämlich fällt automatisch dem Besitzer des Grundstücks zu, auf dem das alte Rathaus steht. Die Verträge stammen aus den Fünfzigerjahren, als man sich offenbar nicht vorstellen konnte, dass die Gemeinde jemals ihr altes Rathaus veräußern könnte.

Hat sie aber gemacht und dabei offenbar vergessen, das Kleingedruckte zu lesen. Auch der älteren Dame, bei der das Wasserrecht liegt, scheint erst jetzt aufgefallen zu sein, auf welcher Goldader sie da sitzt. Rückwirkend fordert sie für die letzten 29 Jahre knapp 170 000 Euro von der Gemeinde, zukünftig will sie 15 000 im Jahr. Der Bürgermeister will erst mal reden. Es soll einen runden Tisch geben. Ein kurzer Appell vorneweg zu der Vereinbarung, die da herauskommt: Bitte genau lesen!

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