Energiepreise:Wirtschaft befürchtet Standortkrise

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Wolfram Hatz ist seit 2019 Präsident der bayerischen Arbeitgeberverbände. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht einen "Krisen-Cocktail" - und fordert im Kampf gegen den Abschwung mehr Maßnahmen durch die Politik.

Von Maximilian Gerl

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) befürchtet, dass sich die aktuelle Energiekrise nicht nur zu einer Rezession, sondern sogar zu einer Standortkrise für den Freistaat entwickeln könnte. Die aktuellen Geschäfte liefen zwar "ganz ordentlich", sagte Verbandspräsident Wolfram Hatz am Donnerstag in München. Die Perspektiven aber seien äußerst pessimistisch, "auch weil die Lage so unsicher ist wie noch nie". Grund hierfür ist aus Sicht der VBW - in der gut 150 Arbeitgeber- und Branchenverbände organisiert sind - ein "Krisen-Cocktail" aus verschiedenen Faktoren. Dazu gehörten neben den Unsicherheiten und Verteuerungen bei der Energie auch der Mangel an Rohstoffen und Fachkräften. Zudem drücke die Inflation auf die private Kaufkraft, gehe die Nachfrage weltweit zurück. Damit stehe man vor mehr als konjunkturellen Herausforderungen, sagte Hatz: "Unser Wirtschaftsstandort Bayern ist strukturell gefährdet."

In Zahlen lässt sich der drohende Wirtschaftseinbruch bislang nur bedingt fassen. So meldete das Landesamt für Statistik jüngst für den Zeitraum Januar bis September einen Produktionsrückgang im verarbeitenden Gewerbe von 2,1 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr. Während aber die Autoindustrie ein Minus von knapp elf Prozent verzeichnete, blieb der Maschinenbau mit 0,6 Prozent stabil. Ähnlich geteilt fällt das Zwischenfazit für andere Branchen aus, rein statistisch jedenfalls.

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Gefühlt ist die Rezession längst da. Die am Donnerstag von der VBW vorgestellte Konjunkturprognose reiht sich dabei in ähnliche Umfragen ein, wie sie etwa zuletzt die bayerischen Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern veröffentlichten. Demnach bewerten viele Unternehmen ihre Geschäftsaussichten schlecht und schlechter. Und Corona-bedingte Nachholeffekte - zum Beispiel, weil die Leute wieder mehr Feste feierten - scheinen langsam auszulaufen.

Die primäre Herausforderung stellen für die VBW und andere Wirtschaftsverbände die hohen Energiepreise dar. Die von der Bundesregierung angekündigten Entlastungen müssten nun schnell kommen, sagte Hatz. Auch müsse in Sachen Versorgungssicherheit mehr passieren, diese sei aus seiner Sicht nicht mehr gegeben. "Wir scheinen so halbwegs über den Winter zu kommen mit der Energie. Aber wie das im nächsten Winter wird, wenn die Speicher leer sind: keine Ahnung." Dringend nötig sei daher ein "Masterplan Energie 2030" - inklusive einem "klaren Konzept für eine Wasserstoffwirtschaft". Ein zweites großes Problemfeld ist die immer schwierigere Suche nach Fachkräften. "Wir werden einfach weniger werden", sagte Hatz mit Blick auf den demografischen Wandel. Dieses Problem müsse man lösen, zum Beispiel durch mehr qualifizierte Zuwanderung.

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