Streit auf Twitter:"Angenehm, Aiwanger"

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"Grunz": Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger ist ein fleißiger Twitter-Nutzer. Seine Beiträge sind oft streitbar. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die evangelische Kirche verhängt ein Tempolimit für ihre Beschäftigten. Das hält der Freie-Wähler-Chef für "Unsinn", dabei zeigt er sich diesem auf Twitter sonst zugeneigt - mit Erfolg.

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Vielleicht waren sie ja bei der evangelischen Kirche ganz froh, dass das Netz statt über Missbrauchsfälle und Erneuerung mal übers Tempolimit und Hubert Aiwanger diskutierte. Mit maximal 100 Kilometer pro Stunde sollen Kirchen-Beschäftigte im Dienst fortan Autobahnen befahren, so sieht es ein Beschluss der Synode vor. Auf Landstraßen sollen es 80 sein. Zwar dürfen hierzulande etliche Fahrzeuge - meist Lastwagen und je nach Gewichtsklasse - eh nicht schneller, trotzdem wäre ein kirchliches Dahinschleichen mit Bayerns Wirtschaftsminister so nicht zu machen. "#100AufDerAutobahn ist Unsinn", schrieb Aiwanger jüngst auf Twitter.

Nun gehört zur DNA dieser sehr speziellen Plattform, ungefragt Inhalt loszuwerden und es dabei eh immer besser zu wissen. Doch selbst im Twitter-Kosmos darf der Nutzer @HubertAiwanger durchaus als Phänomen gelten. Kaum ein bayerischer Politiker ist dort so streitbar und sogar lustig, wenn er Beleidigungen gelassen entgegenhält: "Angenehm, Aiwanger."

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Dann wiederum glaubt man, einem Satire-Account aufzusitzen, der in der dritten Person von sich selber schwärmt: "Herr Aiwanger, wir bräuchten mehr Politiker wie sie, mit Verstand und Pragmatik." Ähnlich diskutabel wirkte zuletzt manch Versuch, die Unterredung mit anderen Usern zu beenden, ob mit "Klappe zu, Hirn an, falls vorhanden" oder schlicht: "Grunz".

Zumindest in Sachen Tempolimit lieferte Aiwanger eine Begründung für den Unsinn nach: Dieser erhöhe die Gefahr von riskanten Überholmanövern und Auffahrunfällen. "Der Traktor kann nicht 100 fahren, der Pfarrer schon." Die Twitter-Resonanz war natürlich trotzdem groß, und auch rein aufmerksamkeitsökonomisch gibt die ganze Social-Mediarei dem Phänomen recht. Wer bei Google News nach Hubert Aiwanger und Twitter sucht, erhält 8160 Einträge aus diversen Medien. Bei vielen Kabinettskollegen sind es deutlich weniger. Allein Lokalmatador Markus Söder macht mit mehr als 100 000 Treffern vor, wie es noch besser ginge.

Am Wochenende etwa zeigte Aiwanger ein Foto von sich und dem BR-"Sonntags-Stammtisch" - Söder dagegen schoss am Rande des Football-Spiels in München ein Selfie mit FC-Bayern-Star Eric Maxim Choupo-Moting. Beim nächsten Anlauf dürfte es also gerne ein bisschen mehr Glanz und Glamour sein.

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