Großstreik:Transport-Chaos an bayerischen Schulen bleibt aus

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Gerade in großen Städten wie Nürnberg war es nicht einfach, von A nach B zu kommen, denn im ÖPNV ging nichts. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der Unterricht läuft trotz zahlreicher Ausfälle im öffentlichen Verkehr im "Großen und Ganzen" wie gewohnt. Familien und Schulleiter haben sich gut vorbereitet. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Streiks weitergehen.

Von Melissa Dennebaum und Maximilian Gerl

Der bundesweite Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr hat am Montag stellenweise den Nah- und Schülerverkehr in Bayern lahmgelegt. Vor allem in Großstädten wie Regensburg und Nürnberg blieben morgens zahlreiche Busse in den Depots. Auf der Schiene fuhr so gut wie gar nichts mehr. Sogar grenzüberschreitende Verbindungen, etwa im Regionalverkehr nach Österreich, blieben mangels Fahrdienstleiter und Stellwerksmitarbeiter auf der Strecke.

Angesichts der zu erwartenden Einschränkungen hatte das bayerische Kultusministerium bereits vergangenen Woche angekündigt, dass alle Schülerinnen und Schüler, die wegen fehlender Fahrtmöglichkeiten nicht in die Schule kommen könnten, ausnahmsweise vom Präsenzunterricht befreit seien. Wie viele davon letztlich Gebrauch machten, blieb am Montag zunächst unklar; entsprechende Zahlen werden nicht zentral erhoben.

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Verbände und Schulen meldeten jedoch auf SZ-Rückfrage, dass das befürchtete Chaos ausgeblieben sei. "Natürlich ist es schwierig", sagte etwa Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands. Aber "im Großen und Ganzen" laufe der Unterricht an den Realschulen wie gewohnt, Schüler und Eltern hätten sich vorab auf die Situation eingestellt. Auch bei den am Montag angesetzten Speaking Tests - Teil der Abschlussprüfung an den Realschulen im Fach Englisch - befürchtet Böhm keine Probleme. Wer aufgrund des Streiks nicht oder nicht rechtzeitig zum Test erscheinen konnte, soll ihn nach Absprache mit der Schule im Laufe der Woche nachholen. Ähnlich äußerte sich das Kultusministerium: Der Streiktag habe für die Schulen in Bayern wenig Auswirkungen gehabt, diese seien gut vorbereitet gewesen. Minister Michael Piazolo (FW) dankte allen Beteiligten für ihr "schnelles, umsichtiges und flexibles Reagieren vor Ort".

Tatsächlich waren die Schulwegprobleme nicht überall gleich groß - weil nicht überall der ÖPNV gleichermaßen bestreikt wurde. Private Busanbieter fuhren zum Teil; gerade im ländlichen Raum bedienen sie häufig die Schülerverkehre. Mancherorts war zudem ein Notbetrieb möglich, in Landshut und Schweinfurt zum Beispiel verkehrten einzelne Schülerlinien. Andernorts hatten Schulen vorab Distanzunterricht für alle Schüler ausgerufen, so etwa die Berufsschule Cham.

Auch am Gymnasium Bruckmühl (Landkreis Rosenheim) war am Montagmorgen vom Streik wenig zu spüren. Es seien alle Schüler da, sagte Schulleiter Walter Baier, zugleich Landesvorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien. "Wir haben die Eltern und Schüler letzte Woche schon informiert, und alle haben einen Weg gefunden, hier hinzukommen", sagt er. Allgemein steht er dem Streik relativ entspannt gegenüber. "Dass Busse oder Züge nicht fahren, hat es schon immer mal gegeben. Mit Vorbereitung ist das für Schulen kein Problem." Sollten Verkehrsverbünde in nächster Zeit allerdings öfter streiken, sei es das durchaus, denn von Ende April bis Anfang Mai finden die schriftlichen Abiturprüfungen statt. "Das wäre Chaos pur in der Abiturzeit und den Abiturienten und Abiturientinnen unfair gegenüber", sagt Baier.

Größere Staus im Straßenverkehr wurden laut Deutscher Presseagentur nur vereinzelt von der Polizei gemeldet: Wer konnte, war offenbar gleich im Home-Office geblieben. Zum Streik aufgerufen hatten die Gewerkschaften Verdi und EVG. Verdi und der Beamtenbund dbb verhandeln derzeit mit Bund und Kommunen über einen neuen Tarifvertrag im öffentlichen Dienst. Bei der Eisenbahnergewerkschaft EVG stehen Gespräche mit verschiedenen Bahnunternehmen von Mitte der Woche an.

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