Fleischproduktion in Bayern:Tierschützer fordern Konsequenzen nach Schlachthof-Skandalen

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Wegen Tierquälerei in einem Schlachthof in Aschaffenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft. (Foto: Heiko Becker/dpa)

Nachdem zwei Betriebe wegen massiver Tierquälerei von den Behörden geschlossen wurden, wollen Tierschützer nun schärfere Regeln. Unter anderem soll Tierärzten, die in solche Machenschaften verstrickt sind, die Approbation entzogen werden.

Von Christian Sebald

Die schlimmen Tierquälereien an den Schlachthöfen in Aschaffenburg und im Landkreis Miltenberg haben Tierärzte und Tierschützer in ganz Bayern und Deutschland alarmiert. Sie zeigen sich besonders entsetzt darüber, dass in beide Fälle offenkundig auch amtliche Tierärzte verstrickt sind, die die Schlachthöfe hätten kontrollieren und Tierquälereien unterbinden sollen. Die Tierärztin und Sprecherin des Tierschutznetzwerks "Kräfte bündeln", Claudia Preuß-Ueberschär, spricht von "kriminellen Netzwerken", "Versagen des bestehenden Kontrollsystems" und "systemischen Problemen". "Aber bei so viel krimineller Energie reicht Kontrolle allein nicht aus", sagt sie. "Wir brauchen eine Kulturrevolution bei der Einstellung und im Umgang mit Tieren."

Als Sofortmaßnahmen fordert das Netzwerk eine Rund-um-die-Uhr-Videoüberwachung der Schlachthöfe von der Anlieferung der Tiere, ihrem Aufstallen, dem Zutrieb zur Schlachtung bis hin zum Schlachten selbst. Damit Machenschaften schnell entdeckt werden, verlangt das Netzwerk, dass die Veterinärbehörden verpflichtet werden, die Aufnahmen zu sichten. Wie der Tierrechtler Friedrich Mülln, der die Skandale mit der "Soko Tierschutz" aufgedeckt hat, fordert Preuß-Ueberschär eine Zertifizierung aller Geräte zur Fixierung und Betäubung von Schlachttieren, um Fehlbetäubungen und Qualen für das Vieh möglichst auszuschließen.

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Außerdem müssten Kontrollen grundsätzlich unangemeldet stattfinden, die Veterinärämter sollten mehr Personal bekommen. Tierärzten, die in Tierquälereien verwickelt sind oder diese nicht anzeigen, sollte die Approbation entzogen werden. Für amtliche Tierärzte an Schlachthöfen fordert das Netzwerk ein Rotationsverfahren, um Verflechtungen und Vetternwirtschaft vorzubeugen.

Die Soko Tierschutz hatte öffentlich gemacht, dass in den Schlachthöfen in Aschaffenburg und Miltenberg Rinder und Schweine massiv mit Elektroschockern traktiert und ohne die vorgeschriebene Betäubung geschlachtet wurden. Außerdem wurden kranke und schwer verletzte Tiere geschlachtet. Beide Betriebe wurden nach Razzien geschlossen. Das Tierschutznetzwerk "Kräfte bündeln" ist ein Zusammenschluss von großen und kleinen Organisationen. Ihm gehören beispielsweise Peta, Vier Pfoten und Pro Vieh an.

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