Platzerl
Wenn über einen Mann gesagt wird, er sei ein Siasser, klingt das zweideutig, bedeutet aber nichts anderes als: Er mag süße Sachen. Auf borussisch gesagt: Er ist ein Leckermaul. Für die Siassen herrschen gerade herrliche Zeiten, der Advent ist nämlich die hohe Zeit des Kleingebäcks, kurzum: Es gibt Plätzchen, Platzerl, Platzl und Plätzle en masse. Beim Platzerlbacken (Platzerlbacha) entstehen zum Beispiel Spitzbuam, das sind runde Platzerl mit Marmelade, dazu Vanillekipferl und Spritzgebäck, gefertigt aus dem Spritzbeutel mit Mandeln und Schokolade. In Ober- und Niederbayern sagt man zu den Platzerln auch Guatl oder bachane Guatl. Das Wort kommt wie das französische Bonbon aus der Kindersprache. Bon heißt gut. Es gibt auch noch Zeltln und Zuckerl. Zeltln sind Guatl, ein Zelten aber ist ein flacher Lebkuchen, daher die Wörter Lebzelten und Lebzelter. Überdies ist ein Zelten (Zoitn) ein langweiliger, sonderbarer Mensch. Verursacht er Ärger, sagt man: "Des is a richtiger Zoitn!"
Suckerl
An Weihnachten wurde früher eine sogenannte Mettensau geschlachtet. Auch in schlechten Zeiten fütterte man sie mühsam her. Ein schmerzlicherer Verlust als der einer Mettensau war damals kaum denkbar. Die Häuslleute hatten sich das Futter oft vom Munde abgespart. Aber jeder wusste um die Gefahr, die sich einst im Schicksal des Pfarrers Kimmer aus Haarbach dramatisch verdichtete. Er hatte im Ersten Weltkrieg unter Entbehrungen eine Sau gemästet. Als er sie zum Schlachten aus dem Verschlag holen wollte, fand er an der Stalltür einen Zettel der Diebe vor: "Lieber Pfarrer Kimmer, deine Sau, die siehst du nimmer!" Eine kleine Sau heißt in Südbayern Suckerl oder Suckl (nicht zu verwechseln mit dem Wort Zuckerl), eine größere ist ein Fackl (Facki), und ein ausgewachsenes Schwein ist ein Bär (männlich) oder eine Loas (Lous, weiblich). Jetzt ist auch klar, warum manche Mütter ihr Kind entsprechend tadeln, wenn es sich schmutzig gemacht hat: "Jetzt hast du dich wieder vollgesuckelt (voigsucked)!"