Umwelt und Natur:Möwen zieht es im Winter in Bayerns Städte

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Eine Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) sitzt auf einem Steg am Wöhrder See in Nürnberg. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Möwen leben am Meer. Doch nicht nur dort: Auch im Freistaat gibt es diese Vogelart. Und im Winter kann man sie besonders gut beobachten.

Möwen, die in der Nürnberger Innenstadt nach Resten von Bratwurstbrötchen picken - dieser Anblick mag manche Leute überraschen. Denn Möwen verbinden die meisten mit dem Meer. Lachmöwen aber sind dem Dachverband Deutscher Avifaunisten zufolge in großen Teilen der Bundesrepublik verbreitet. Auch an den großen Seen in Süddeutschland brüten sie in Kolonien.

Im Winter zieht es sie in die Städte. In Nürnberg, Landshut oder München kann man sie dann besonders gut beobachten. Für diese Beobachtungen interessiert sich der Biologe Stefan Böger von der Regierung von Mittelfranken, der das Projekt "Mitmachmöwen" zusammen mit seinem Kollegen Philipp Herrmann ins Leben gerufen hat. Dieses ruft dazu auf, Lachmöwen zu beobachten, deren Standort und wenn möglich die Nummer des Rings am Bein zu melden. "Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, woher die Möwen kommen", erläuterte Böger. "Dadurch kann man etwas über die Zugrouten erfahren."

Die Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) ist laut der Projekt-Homepage die häufigste Möwe in Deutschland und Europa. Typisch sind der schokoladenbraune Kopf und der Ruf, der wie Gelächter klingt. Zweimal im Jahr wechseln die Vögel allerdings ihr Gefieder: Im Winter tragen sie ein schlichtes grau-weißes Kleid ohne markante Kopffärbung.

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Für das Projekt sei die Lachmöwe ausgewählt worden, weil sie sich gut beobachten lasse, sagte Böger. Dennoch sei sie auch noch für Überraschungen gut: Erste Ergebnisse aus dem Projekt wiesen darauf hin, dass die Lachmöwen in Nürnberg zum Beispiel gar nicht vom Altmühlsee oder anderen nahe gelegenen Weihern stammen, sondern aus Osteuropa.

Als Wintertouristen hielten sie sich in der Stadt auf, wenn es richtig kalt sei, erläuterte Böger. "Auf dem Christkindlesmarkt finden sie zum Beispiel einen reich gedeckten Tisch." In Landshut seien dagegen Grundschulen besonders beliebt, erläutert Herrmann. Die weiterführenden Schulen seien dagegen nicht so attraktiv, weil ältere Kinder nicht mehr so viel Pausenbrot fallen ließen.

Etwa 400 Möwen fliegen in kalten Wintern regelmäßig in Landshut ein. Bisher habe es Nachweise von Möwen aus Tschechien, Polen, Litauen, Weißrussland, Frankreich, Belgien, der Slowakei, Kroatien und auch aus verschiedenen Teilen Deutschlands gegeben, sagte Herrmann.

Sobald es wärmer werde, verließen die Lachmöwen die Stadt wieder, sagte Böger. Wohin sie dann ziehen, sei vielfach unbekannt. Um bessere Erkenntnisse über Lachmöwen zu sammeln, sind Böger zufolge deshalb noch mehr Beobachtungen notwendig.

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