Kabarett und Politik:Ein Finanzminister und Kabarettist

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Ist das der Kabarettist beim Maibockanstich? Nein, das ist Finanzminister Albert Füracker (CSU). Aber der kann auch recht lustig sein. (Foto: B. Lindenthaler/Imago)

Bühne? Das kann der Söder. Für die Lacher beim jüngsten Maibock-Anstich sorgte aber ein anderer: Finanzminister Füracker. Und zwar nicht, weil er derbleckt wurde.

Glosse von Katja Auer

Politik und Kabarett sind in Bayern traditionell eng verbunden. Das heißt nicht, dass alles besonders lustig ist, was Staatsregierung und Parlament so treiben. Wenn ein grüner Abgeordneter zum Beispiel unbedingt einen Joint auf dem Landtagsgelände rauchen muss, dann ist das gar nicht sooo witzig, eher kindisch. Auch wenn die bayerische Staatsregierung alles dran setzt, in Sachen Cannabis-Legalisierungs-Bekämpfung die Comedians - bundesweit - mit einer ganzen Ladung Pointen auszustatten. Naja, mit Kalauern eher, besonders tiefsinnig geht es dabei nicht zu.

Alleine in Bayern wären sicherlich schon Generationen von Kabarettisten verhungert ohne die Politik - hauptsächlich die der CSU, auch wenn Hubert Aiwanger (FW) in den vergangenen Jahren zunehmend seinen Beitrag geleistet hat. Umgekehrt gehört es zum Profil eines erfolgreichen Politikers, regelmäßig derbleckt zu werden. Eines Politikers tatsächlich, Frauen sind auf der einen wie auf der anderen Seite unterrepräsentiert.

Nockherberg, Maibock, Fränkische Fastnacht, das Publikum erwartet längst, dass die Politik bei solchen Gelegenheiten zur humoristischen Verarbeitung taugt.

Wohl dem Politiker, der das sogar selber kann und sich nicht dem komödiantischen Talent der anderen ausliefern muss. Justizminister Georg Eisenreich tritt gelegentlich als Kabarettist auf ebenso wie Grünen-Fraktionsvize Johannes Becher. Die SPD hatte früher sogar eine fraktionseigene Kabarettgruppe. Nein, nicht weil sie da mehr zu lachen gehabt hätten.

Zur größten Prominenz hat es der frühere Finanzminister Kurt Faltlhauser gebracht, der brauchte beim legendären Maibock-Anstich im Hofbräuhaus keinen Kabarettisten, der machte es selber. Und nicht schlechter.

Finanzminister Albert Füracker drängt es nicht so nach vorne wie einst Faltlhauser, aber als einziger Minister mit ressorteigener Bühne und riesigem Saal dazu wäre er schlecht beraten, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen. Hat er auch nicht und beim jüngsten Maibock-Anstich gab es Gäste, die beim Finanzminister mehr gelacht haben als beim Haupt-Komödianten.

Den traditionellen Einzug mit Blaskapelle in den Saal, den hat Hofbräuhausherr Füracker Ministerpräsident Markus Söder überlassen. Das wäre diesem nicht eingefallen als er selbst noch Finanzminister war, er ist schön selbst eingezogen. Das mit der Bühne, das kann eben keiner besser.

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