Hochschulbildung:Neuer Studiengang soll Kosmetikberuf professionalisieren

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Cremen allein reicht nicht: Die Berufsbezeichnung Kosmetiker(in) ist nicht geschützt. Das ändert auch der neue Studiengang zunächst nicht. (Foto: Antonio Gravante/Mauritius Images)

An der Technischen Hochschule Deggendorf kann vom kommenden Jahr an der akademische Abschluss in Kosmetologie erworben werden. Vermittelt werden außer praktischen Anwendungen auch chemische und physikalische Grundlagen.

Von Laura Lehner

Eine Gesichtsbehandlung mit Laser oder Ultraschall, dauerhafte Haarentfernung oder Microneedling: Eine Behandlung im Kosmetikstudio besteht - entgegen der Klischees - keineswegs nur daraus, Cremes aufzutragen und Gesichter zu massieren. Problematisch dabei ist jedoch, dass sich jeder Kosmetiker(in) nennen darf; die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Abhilfe soll nun der neue Studiengang "Kosmetikwissenschaften und -management" der Technischen Hochschule Deggendorf leisten.

Eine "Professionalisierung des Berufsbildes" verspricht sich Corina Welsch, operative Leiterin des Zentrums für akademische Weiterbildung der Technischen Hochschule Deggendorf, vom neuen Studiengang. Von März 2024 an sollen Studierende berufsbegleitend in acht Semestern den Abschluss Bachelor of Arts erlangen können. "In dieser Kombination bayernweit einzigartig" sei das geplante Studium für Welsch aufgrund der Kombination von Modulen aus verschiedenen Fachbereichen.

Diese reichen von betriebswirtschaftlichen Inhalten bis hin zu naturwissenschaftlichen Aspekten, wissenschaftlichem Arbeiten sowie Wirtschaftsenglisch. Geschult wird auch der korrekte Umgang mit Ultraschall- oder Lasergeräten zur Hautbehandlung. Die Studierenden sollen durch die interdisziplinäre Kombination der Module sowohl das kosmetische Handwerk erlernen als auch auf die Leitung eines eigenen Betriebs oder eine Karriere in der Pharmazie oder Dermatologie vorbereitet werden. 20 Plätze gibt es für den ersten Durchlauf des Studiengangs. Seit drei Wochen läuft die Bewerbungsphase, die Resonanz sei groß und positiv, verrät Welsch.

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Nicht verwunderlich, findet Silvia Hartl-Katzdobler, Obermeisterin der Kosmetiker-Innung Bayern. Sie hatte die Idee für den neuen Studiengang. Bisher könne theoretisch jeder ein Kosmetikstudio eröffnen, auch ganz ohne Ausbildung. Selbst die bestehenden Ausbildungen seien oft nicht ausreichend, um das Kosmetikhandwerk fundiert zu erlernen. Viele Ausbildungen von privaten Anbietern dauerten nur wenige Monate. "Kosmetikstudios sind außerdem meist sehr klein und bieten nicht genug Platz, um permanent einen Azubi bei Behandlungen dabeizuhaben." Anwendungen ohne ausreichendes Wissen und Erfahrung würden jedoch Gefahren für die Kunden bergen. "Die Ergebnisse sind oft einfach schlecht. Viele bekommen zum Beispiel Probleme mit der Haut."

Hartl-Katzdobler und ihre Kolleginnen Sandra Lang und Ulrike Waldenfels setzen sich schon lange für die Interessen der Kosmetikbranche ein. Während der Lockdowns haben sie festgestellt, dass es für den Berufszweig kaum Ansprechpartner gebe, erzählt Lang. Die meisten Kosmetikbetriebe seien Friseurinnungen angegliedert gewesen. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich das Berufsbild der Kosmetik jedoch stark verändert und vom Friseurhandwerk wegbewegt. 2021 gründete das Trio daher die Kosmetiker-Innung Donau-Wald - die erste Neugründung einer Innung seit 60 Jahren. 28 Betriebe aus Niederbayern und der Oberpfalz zählt die Innung derzeit. Ziel sei es, die Rechte und Interessen der Kosmetikerinnen im Freistaat zu schützen sowie die Ausbildung zu professionalisieren.

Das Studium erfolgt berufsbegleitend und kostet 1800 Euro pro Semester

Ein Studium hält Hartl-Katzdobler daher für sinnvoll. Neben praktischen Anwendungen würden dort auch chemische und physikalische Grundlagen vermittelt. Diese wissenschaftliche Ausrichtung unterscheide den Studiengang auch von der praxisorientierten Ausbildung. Außerdem könne ein akademischer Abschluss in der Kosmetologie die Kunden auf seriöse Anbieter sensibilisieren. Ihr langfristiges Ziel sei es daher, die Berufsbezeichnung zu schützen. Hartl-Katzdobler vermutet, dass nicht alle in der Branche ihre Idee unterstützen werden. "Weil dann nicht mehr jeder so einfach ein Studio eröffnen kann."

Das neue Studium in Deggendorf erfolgt berufsbegleitend. Studierende verbringen vier Tage in der Woche im Betrieb und studieren freitags und samstags an der Hochschule. Vorausgesetzt ist ein (Fach-)Abitur, eine abgeschlossene Aufstiegsfortbildung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung inklusive dreijähriger einschlägiger Berufserfahrung. Die Kosten belaufen sich auf 1800 Euro pro Semester. Bewerbungen nimmt die Technische Hochschule seit drei Wochen entgegen.

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