Wer nur Jux und Tollerei im Sinn hat, wird den Chamer Kampl nie bekommen. Die Auszeichnung wird ausschließlich an Bürger vergeben, die sich ehrenamtliche Verdienste erworben haben. Der Kampl ist aus Silber, hat die Form eines Kamms und stellt ein unverwechselbares Schmuckstück dar. Auch im Chamer Stadtwappen ist ein solcher Kampl zu sehen.
Kampl ist die mundartliche Form des Wortes Kamm (kampln = kämmen). Der Begriff, in dem lautmalerisch der Name der Stadt erklingt, legt nahe, dass Cham nicht wie "Scham" ausgesprochen werden darf, was in den Wirren des aktuellen Sprachwandels durchaus vorkommt. Man sagt ja mittlerweile auch - oh Schauder - Schiemsee zum Chiemsee.
Zu behaupten, der Ortsname Cham leite sich generell vom Wort Kamm ab, ist allerdings gewagt. Den Etymologen zufolge ist Cham (Camma) keltischen Ursprungs und bedeutet "an der Kurve" oder "an der Krümmung". Das liegt insofern nahe, als das Flüsslein Chamb, das in Cham in den Regen mündet, viele Kurven und Windungen hat. Der Chamb ist also der realistische Namensgeber für die gut 17 000 Einwohner zählende Stadt Cham, die als das Tor zum Bayerischen Wald und zum Böhmerwald gilt.

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Die älteste Darstellung eines Kampls im Chamer Stadtwappen stammt bereits aus dem Jahr 1285. Kamm-Symbole gibt es zwar auch in anderen Ortswappen, etwa im nahegelegenen Eschlkam, aber diese weisen andere Farben und Formen auf. Der Sage nach soll der Chamer Stadtrat im Mittelalter an jedem Neujahrstag einen riesigen Lebzeltenkamm auf einem Pferdefuhrwerk nach Nürnberg geschickt haben, um gute Handelsbeziehungen zu pflegen.
Zur Popularität des Chamer Stadtwappens haben auch die Lebzelter und Konditoren beigetragen, die bis heute alljährlich zwischen Weihnachten und Neujahr Honiglebkuchen in Kamplform backen. Die Größe ist unterschiedlich, ebenso die mehr oder weniger reiche Verzierung mit Zuckerguss. Die Süßwaren sind beliebt als Andenken und Mitbringsel, aber auch als Gebäck zum Kaffee.
Am Neujahrstag war es früher guter Brauch, beim Lebzelter einzukehren. Dort trank man Met und verzehrte jene Honig-Kampl. Außerdem beschenkten sich viele Bürger gegenseitig mit dieser feinen Gabe. Besonders schöne Stücke bekamen Bräute und Paten.
Außerdem wurden all jene mit Kampln beschenkt, die einem beim Neujahrswünschen zuvorgekommen waren. Das Neujahr abgewinnen, sagt man zu diesem noch heute gängigen Brauch. Die Chamer Bäckereien haben zurzeit ganz schön viel zu tun, um die Nachfrage nach den Chamer Kampln zu befriedigen. Denn die süßen Teile dienen wie eh und je gerne als haptischer Neujahrsgruß.