Streit um Corona-Maßnahmen:Bayerische Hoteliers im Visier der Impfgegner

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Viele Hoteliers machen sich Sorgen um das Herbstgeschäft und ziehen deshalb neben den notwendigen Hygiene-Maßnahmen auch eine Impfpflicht für Gäste in Erwägung (Symbolbild). (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Hotelbetreiber müssen für das Herbstgeschäft eine Entscheidung treffen: Ungeimpfte aufnehmen oder nicht? Wer sich dagegen entscheidet, wird oft angefeindet.

Von Gregor Grosse, München

Die bayerischen Hoteliers machen sich Sorgen um die Zukunft. Schwächelnde Impfbereitschaft und steigende Inzidenz im Freistaat sorgen dafür, dass sie für das Herbstgeschäft eine Entscheidung treffen müssen: Nehmen wir Ungeimpfte auf oder nicht? Das Hausrecht gibt den Hoteliers zumindest die Möglichkeit dazu. Die Debatte darüber wird hitzig und nicht selten deutlich unter der Gürtellinie geführt. In den vergangenen Tagen erregte daher die Ankündigung von Christian Wolf für Aufsehen: Der Inhaber des "Obermühle Boutique Resorts" in Garmisch-Partenkirchen lässt vom 1. Oktober an nur noch vollständig geimpfte Personen in seinem Vier-Sterne-Hotel übernachten.

"Uns geht es dabei um den Schutz unserer Mitarbeiter und Gäste", sagt Wolf. Kinder zwischen sechs und 17 Jahren müssen nur einen negativen Test vorlegen. Leute, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, könnte hingegen kein Zutritt gewährt werden. "Es ist völlig unklar, wie das festgestellt werden soll - wer ist für die Validierung zuständig?", fragt Wolf. Das sei auch als Appell an die Politik zu verstehen, das Verfahren für die Betroffenen konkret zu regeln.

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Neben positivem Feedback von Gästen und Kollegen gebe es aber auch Anfeindungen und indirekte Drohungen. "Jeder kann sich entscheiden, ob er sich impfen lassen will oder nicht - ich habe für mein Haus entschieden", sagt er. Toleranz werde man dafür aus dem Lager der Impfverweigerer wohl nicht bekommen. "Am Ende ist es mir auch egal, was die Leute darüber denken", sagt der Hotelbesitzer.

Anderswo reagieren Impfgegner mit Hetze. Nach der Ankündigung, einen Nachweis für Gäste zu fordern, sei er regelrecht niedergemacht worden. So erzählt es ein Hotelbesitzer, der weder sein Hotel noch seinen Namen öffentlich machen will - aus Angst vor weiteren Diffamierungen. "Meine Mitarbeiter und ich werden beschimpft, und das nicht nur über die sozialen Medien. Leute kommen in unser Hotel und machen uns die Hölle heiß", sagt Peter Müller (Name geändert). Dabei wolle er nur eins: "Den Geimpften wieder ein befreites Leben ermöglichen - ich will Freude, Spaß und Lachen in meinem Hotel haben." Die Nachrichten, die er und seine Mitarbeiter bekommen, seien "unterirdisch". Man solle ihnen die Scheiben einschlagen und sie ins KZ stecken - das seien nur einzelne Beispiele. "Wir haben schlichtweg Angst", sagt Müller. Auch, dass Drohungen in die Tat umgesetzt werden. "Ich habe nicht gedacht, dass es in Deutschland so etwas geben kann", sagt er.

© SZ vom 10.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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