Gesundheitsvorsorge:Wie Städte ihre Bürger vor Hitze schützen wollen

Lesezeit: 2 min

Sprühnebel-Anlagen, Trinkwasserbrunnen und schattenspendende Bäume sollen die Bürgerinnen und Bürger in Straubing vor Hitze schützen. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Brunnen mit kostenlosem Trinkwasser, Sprühnebel-Anlagen und schattenspendende Bäume - mit einer Kombination präventiver Maßnahmen begegnet Straubing den erwartbaren Folgen der Klimawandels.

Ein Nachmittag in Straubing. Das Thermometer zeigt 31 Grad. Die Sonne brennt. Tritt man aus einer der kleinen Seitengassen auf den Stadtplatz, hat es gefühlt schlagartig fünf Grad mehr. Doch neu gepflanzte Bäume spenden ein wenig zusätzlichen Schatten. Die darunter aufgestellten Bänke sind belegt. Nebenan stehen zwei schmale Säulen, die Wasser versprühen. Drei junge Leute erfrischen und amüsieren sich, fächern den kühlen Nebel unter ihre T-Shirts und verreiben das Wasser im Gesicht.

So wie Straubing haben auch zahlreiche andere Kommunen in Bayern Maßnahmen zur Abkühlung ergriffen. Die Sprühnebel-Anlage in Straubing stand schon im vergangenen Sommer auf dem Stadtplatz. Weil die Resonanz der Menschen größtenteils sehr positiv gewesen sei, sei sie heuer wieder aufgestellt worden, sagt Simon Wagner, der Leiter des Hitzeschutzprojekts. Wenn von mehr als 25 Grad auszugehen ist, werde die Anlage eingeschaltet.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Sie ist Teil des inzwischen abgeschlossenen Pilot-Projektes HitziG der Stadt und des Landesamtes für Gesundheit (LGL). Vom Freistaat gab es dafür gut 100 000 Euro. Minister Klaus Holetschek (CSU) unterstrich kürzlich bei einem Besuch die Bedeutung präventiver Maßnahmen: "Wir alle spüren, dass sich das Klima verändert und Hitzewellen mit Temperaturen deutlich über 30 Grad Celsius zunehmen." Damit stiegen gesundheitlichen Belastungen insbesondere für gefährdete Personengruppen an. Umso wichtiger seien Hitzeaktionspläne der Kommunen. Hierfür gibt es Hilfestellung auch vom Bayerischen Städtetag.

Trinkwasserbrunnen, Sprühnebel und Bäume sind in Straubing aber noch nicht alles: So habe die Stadt Sonnencreme-Spender für das Ganzjahresbad und für den Tierpark bestellt. Außerdem gibt es Hitzepatenschaften - also Ehrenamtliche, die beispielsweise für ältere Menschen in der Nachbarschaft an heißen Tagen einkaufen gehen.

Eine Trinkwasserstelle soll es bald auch in der Gemeinde Icking geben, vermutlich am Rathaus. (Foto: Armin Weigel/dpa)

In Nürnberg gibt es seit vergangenem Jahr einen Hitzeaktionsplan. Als einen ersten Schritt hat die Stadt die Menschen nach kühlen Orten im Grünen und am Wasser gefragt. Daraus ist eine Karte entstanden. Der Bedarf ist groß. Das vergangene Jahrzehnt sei bislang als das wärmste Jahrzehnt und 2018 als das heißeste Jahr in die mehr als 80-jährigen Statistik eingegangen, sagte eine Sprecherin.

Abkühlung sollen künftig Nebelduschen in der Innenstadt bringen. Für ein Pilotprojekt von Sommer 2024 an tausche sich die Kommune derzeit mit der Stadt Wien aus. Auch soll es mehr Trinkwasserbrunnen geben. Doch sind umfassendere Veränderungen notwendig, um dem Klimawandel und der steigenden Hitzebelastung im Sommer zu begegnen: So hat die Stadt den Angaben nach damit begonnen, Plätze zu entsiegeln und mehr Grünflächen zu schaffen.

Besonders von heißen Temperaturen geplagt ist Würzburg. Neben der Hitze im Sommer habe die Stadt insbesondere mit dem Wärmeinseleffekt zu kämpfen, sagte eine Sprecherin. Aufgrund der geografischen Lage und der baulichen Strukturen in der Innenstadt steige die Temperatur dort besonders stark an. Mit einem Bündel an Maßnahmen will die Stadt reagieren und beschloss im Mai einen Hitzeaktionsplan. Kurzfristig Abhilfe schaffen sollen Trinkwasserbrunnen, mehr Bäume und ein Hitzewarnsystem.

Unter schattigen Bäumen sitzen Menschen auf den Bänken in Straubings Innenstadt. Auf die Weise will man auch in Bamberg künftig die "Hitzehotspots" herunterkühlen. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Anzeigetafeln an den Haltestellen von Bus und Straßenbahn zeigen die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes. Zudem berät die Stadt Kitas und Pflegeeinrichtungen zur Frage, wie sie Kinder und Ältere vor Hitze schützen können. Längerfristig will Würzburg unter anderem Parkplätze entsiegeln und mehr Grünflächen schaffen.

Auf einen konkreten Plan zur Hitzevorsorge kann Bamberg noch nicht zurückgreifen. Als eine der wichtigsten Maßnahmen will die Stadt deshalb zunächst die "Hitzehotspots" identifizieren und dann gezielt herunterkühlen, wie ein Sprecher mitteilte. Dazu setzt die Stadt vor allem auf neue Bäume, die Schatten spenden sollen. Auch würden Brunnen wieder in Betrieb genommen. Um insbesondere Senioren zu schützen, erstellte die Stadt einen "Hitzeknigge" und verteilt diesen in Apotheken und im Rathaus.

In München gibt es Trinkwasserbrunnen. Eine Sprecherin verwies auf Infoveranstaltungen für Senioren- und Pflegeeinrichtungen zum Thema Hitzevorsorge. Ein Hitzeschutzkonzept hat München noch nicht, allerdings beschloss der Stadtrat jüngst die Erstellung eines solchen Konzepts. Damit will die Stadt ihr Klimaanpassungskonzept erweitern. Am LMU-Klinikum gibt es einen umfangreichen Maßnahmenplan für Hitzewellen.

© SZ/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Anders leben
:"Das ist das Maximum dessen, was unser Planet zu bieten hat"

Thomas Alber hat sein bürgerliches Leben in den Wind geschossen und sich dem Fallschirmspringen verschrieben. Eine Entscheidung, die ihn Beziehungen und viel Geld gekostet hat, die er aber aus einem einfachen Grund nie bereut hat.

Von Patrick Wehner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: