Gedenkakt im Landtag:Bayern erinnert an seine 13 020 Corona-Toten

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Landtagspräsidentin Ilse Aigner zündet bei dem Gedenkakt eine Kerze an. (Foto: dpa)

Trauerbeflaggung im ganzen Land, eine landesweite Schweigeminute und ein offizieller Gedenkakt: So soll "das Unvorstellbare sichtbar" gemacht werden, wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagt.

Von Dietrich Mittler, München

Mit einem Trauerakt im Landtag ist am Dienstag der vielen Opfer der Corona-Pandemie im Freistaat gedacht worden. "Bis zum heutigen Tage sind in Bayern 13 020 Menschen an und mit Covid-19 gestorben", sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) in einer bewegenden Rede, an deren Anfang die Worte standen: "Sie sind nicht mehr da. Sie kommen nicht mehr zurück. Sie fehlen." Am 12. März vergangenen Jahres, nur einen Tag, nachdem die Vereinten Nationen die Pandemielage ausgerufen hatten, war in einem Würzburger Altenheim der erste Covid-19-Patient in Bayern gestorben. Jenen zum Trotz, die das Leid herunterredeten, das von Corona ausgeht, diene der Trauerakt im Plenarsaal dazu, "das Unvorstellbare sichtbar zu machen".

Dort, wo sich sonst Abgeordnete im Plenum heftige Wortwechsel liefern, standen jetzt weiße Blumen als Zeichen der Trauer. Kurz wird bei der Internet-Übertragung das Gesicht eines Mannes eingeblendet - das Gesicht von Sepp Mangstl, Leiter der Führerscheinstelle in Rosenheim, gestorben am 20. März vergangenen Jahres. "Er hatte massive Atem-Beschwerden, ging zum Arzt. Zwischen dem positiven Corona-Test und seinem Tod lag nur ein Tag", sagte Aigner. Sie kannte den 54-Jährigen. "Neben dem Beruf war Musik sein Leben", beschreibt sie den Verstorbenen.

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Aigner beließ es nicht beim Gedenken an die Toten und beim Beileid für die Angehörigen, die aufgrund der strikten Kontaktbeschränkungen nicht Abschied von ihren Lieben nehmen konnten. Mit Blick auf die Masken-Affäre betonte sie: "Wenn Menschen in Not sind, und einzelne Politiker an nichts anderes denken als an ihren eigenen Vorteil und in die eigene Tasche wirtschaften, dann ist das wirklich abscheulich."

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ließ durchblicken, er sei über das Verhalten "des einen oder anderen" enttäuscht. Konkreter wurde er nicht. Indes: Es gelte nun, im Kampf gegen die Pandemie nicht nachzulassen. Corona sei mit aller Macht zurückgekehrt. Jeden Morgen blicke er nach dem Aufwachen auf sein Smartphone. "Wie viel Neuinfektionen, wie viele Todesfälle?", fasste er zusammen, was ihm da durch den Kopf gehe. Aktuell sterbe in Bayern ein Mensch pro Stunde, "ausschließlich an den Folgen von Corona". Susanne Breit-Keßler, Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats, sagte: "Wir müssen uns zurechtfinden in einer veränderten Realität - unsere Welt wird nicht mehr sein wie vorher."

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