Corona-Impfung:Holetscheks Hotline für seltene Fälle

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Kleiner Piks, große Wirkung: Welche Impfungen sind sinnvoll? (Foto: Sven Hoppe/dpa)

1700 Anrufer haben in nur zwei Wochen beim Post-Vac-Hilfstelefon angerufen, vermeldet der Gesundheitsminister stolz. Die Unsicherheit rund um das Thema Corona-Impfschäden ist groß. Die Fallzahlen aber nicht.

Kolumne von Nina von Hardenberg

Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat offensichtlich einen Nerv getroffen: 1700 Anrufer haben sich in nur zwei Wochen bei seiner Post-Vac-Hotline gemeldet, jener Hilfsnummer für Menschen, die glauben, dass eine Corona-Impfung sie krank gemacht haben könnte. Die Zahl ist hoch, bedenkt man, dass bayernweit seit Beginn der Pandemie nur 1895 Menschen einen Antrag auf Anerkennung eines Covid-bedingten Impfschadens gestellt haben. 89 wurden bislang anerkannt und 771 abgelehnt. "Stand jetzt sind die Schadensquoten nicht höher als bei anderen Impfungen auch", sagt der Sprecher des Zentrum Bayern Familie und Soziales, das diese Anträge sammelt. Gemessen an den insgesamt 29 Millionen Covid-Impfungen in Bayern sei die Zahl der anerkannten Schäden "marginal".

Das Risiko der Impfung ist klein. Die Ängste aber wuchern im traditionell eher impfskeptischen Bayern. Bleibt die Frage, ob das Angebot einer Post-Vac-Hotline da eher beruhigt oder die Besorgten bestärkt.

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Der Name der Hotline selbst jedenfalls dürfte eher für Verwirrung sorgen. Den Begriff Post Vac benutzen Mediziner, wenn Menschen nach einer Impfung an Post-Covid-ähnlichen Beschwerden leiden wie etwa dem Chronischen Fatigue-Syndrom. Die Betroffenen plagen dann über Monate hinweg etwa Kopfschmerzen, Schwindel oder Herzrasen. Schon kleinste Anstrengungen verschlimmern ihre Symptome. Post Vac gehört aber nicht zu den am meisten gemeldeten Schadensfällen. In Bayern betrafen diese vor allem Herzmuskelentzündungen und Hirnvenenthrombosen.

Als offizielles Krankheitsbild gibt es Post Vac auch noch gar nicht. Das Paul-Ehrlich-Institut hat Hinweise auf Post-Covid-ähnliche Impfreaktionen trotzdem gesammelt. Deutschlandweit gingen nach etwa 192 Millionen Covid-19-Impfungen gerade mal 1336 solche Verdachtsmeldungen ein. Eine Verdachtsmeldung sei kein bestätigter Fall, betont das Institut. Diese würden vielmehr gesammelt, um Risikosignale für mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Bei Covid-Impfungen sieht das Institut derzeit noch kein Risikosignal für Post Vac.

Die vielen Anrufer hätten gezeigt, wie wichtig es sei, Informationen anzubieten, sagt der Minister. Der Leidensdruck der Betroffenen sei groß. Es stimmt: Idealerweise lotsen die Berater die wirklich Kranken direkt in die Spezialambulanzen. Um Panik vorzubeugen wäre eine andere Message der Post-Vac-Hotline aber ebenfalls wichtig: Post Vac ist extrem selten.

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