Landwirtschaft:Marcel Huber soll es richten

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Der CSU-Politiker Marcel Huber hat die Leitung des "Praktikerrats" am Landwirtschaftsministerium übernommen. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Der frühere Staatskanzleichef und Umweltminister soll mit dem "Praktikerrat" Vorschläge für eine neue EU-Agrarpolitik und die Entschlackung der vielen Vorgaben für die Bauern erarbeiten.

Von Christian Sebald

Der frühere Staatskanzleichef und Umweltminister Marcel Huber wird parteiübergreifend für seine Bodenständigkeit, sein bescheidenes Auftreten und seinen großen Fleiß geschätzt. Umso größer war das Bedauern, als sich der CSU-Politiker aus dem oberbayerischen Landkreis Mühldorf vor ziemlich genau zwei Jahren aus familiären Gründen aus der Landespolitik zurückgezogen und sein Landtagsmandat aufgegeben hatte. Nun schaltet sich Huber wieder in die Politik ein. In Zeiten, in denen die Bauern teils wütend für mehr Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit streiten, hat der 66 Jahre alte Tierarzt die Leitung des neuen "Praktikerrats zur künftigen EU-Agrarpolitik und für eine schlankere Bürokratie" übernommen.

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Das Gremium mit 30 Vertretern von Bauern-, Umwelt- und Waldbesitzerverbänden ist von Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) eingesetzt worden. Die Ziele, die sie Huber vorgegeben hat, könnten höher nicht sein: Der Praktikerrat soll Vorschläge für eine neue EU-Agrarpolitik ab 2028 und die Entschlackung der schier unzähligen Vorgaben für die Landwirtschaft abliefern. "Agrarpolitik muss wieder mit den Praktikern gemacht werden, nicht gegen sie", sagte Kaniber am Dienstag zum Auftakt. Außerdem sei es ihr ein wichtiges Anliegen, "dass unsere Betriebsleiter wieder mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit im Stall und auf dem Feld haben, statt am Schreibtisch zu sitzen".

Nun kann man darüber streiten, ob Kaniber da nicht ein bisschen viel von Huber und dem neuen Gremium erwartet. Schließlich hat ja nicht nur Bayern seine Erwartungen an die EU-Agrarpolitik. Sondern auch die 27 EU-Mitgliedsstaaten und die 15 anderen Bundesländer haben welche an sie. Außer Zweifel dürfte aber stehen, dass es Sinn macht, wenn Bauern, Umweltschützer und andere einschlägige Organisationen gemeinsam Wege suchen für eine gute Zukunft der bayerischen Landwirtschaft - bei all dem Streit über die richtige Tierhaltung, den Einsatz von chemischem Pflanzenschutz, das Höfesterben und dergleichen mehr.

Ebenso sicher ist, dass Huber der richtige Mann an der Spitze eines solchen Praktikerrats ist. Und zwar nicht nur, weil er sein "halbes Berufsleben lang als Tierarzt für Rinder und Schweine gearbeitet hat" (Huber) und deshalb sehr genau weiß, wie Leben und Arbeiten auf Bauernhöfen funktionieren. Sondern, weil er ein ebenso geduldiger Zuhörer wie zielstrebiger Moderator ist. Viel Zeit für ihre Vorschläge haben Huber und sein Praktikerrat freilich nicht. Erste Ergebnisse erwartet sich Kaniber bis zur Europawahl im Juni.

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