Bahnstreik in Bayern:Wo trotz Streik die Züge fahren

Lesezeit: 3 min

Nicht alle Zugverbindungen in Bayern werden in den kommenden Tagen bestreikt. Die privaten Bahnanbieter, hier die Bayerische Regiobahn, sind nicht direkt betroffen. (Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago)

Totalausfälle, Notfahrpläne - und trotzdem mancherorts vielleicht Pendeln wie gehabt: Der GDL-Arbeitskampf könnte sich in Bayern sehr unterschiedlich auswirken, schließlich gilt er nicht allen Eisenbahnunternehmen. Ein Überblick.

Von Maximilian Gerl

Die Lokführergewerkschaft GDL hat angekündigt, von diesem Mittwoch an die Schiene für gut sechs Tage zu bestreiken. Trotzdem dürfte mancherorts in Bayern Bahnfahren weiter möglich sein, auch weil Bahn nicht gleich Bahn ist. Ein Überblick - mit Stand Dienstag und unter Vorbehalt:

Die Ausgangslage

Der Streikaufruf der GDL richtet sich in erster Linie gegen die Deutsche Bahn (DB). Den Anfang macht die Gütersparte DB Cargo, deren Beschäftigte am Dienstag, 23. Januar, von 18 Uhr an die Arbeit niederlegen. Am Mittwoch, 24. Januar, weitet sich der Streik von zwei Uhr morgens an auf die übrigen DB-Töchter aus - also auf DB Regio, DB Fernverkehr und DB InfraGo, in der seit Jahresanfang die Infrastruktursparte DB Netz und die Bahnhofssparte DB Station & Service zusammengefasst sind. Der Streik soll am Montag, 29. Januar, um 18 Uhr enden. Die Folgen dürften für Reisende auch noch am Folgetag zu spüren sein.

Für die in Bayern fahrenden Privatbahnen und Verkehrsverbünde gilt der Streikaufruf hingegen nicht. Und die DB Regio hat für Bayern einen Notfahrplan aufgestellt. Die Folge ist im Nah- und Regionalverkehr eine Art Flickenteppich.

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Schwaben

Der von der DB Regio bediente RE 7 wird abschnittsweise ausfallen. Ein Zwei-Stunden-Takt ist ausweislich einer Übersichtsseite der DB Regio nur zwischen Buchloe und Lindau geplant. Der RE 71 (Augsburg - Memmingen), der RE 73 (Augsburg - Bad Wörishofen) und der RE 17 (Nürnberg - Augsburg - Oberstdorf) werden in der Liste als Komplettausfall geführt.

Die Konkurrenz von Go-Ahead ist vom Streik nicht direkt betroffen. Im Idealfall sollten daher die blau lackierten Züge rund um München, Augsburg und Donauwörth fahren. Bei den vorangegangenen Streiks der GDL habe man das Augsburger Netz ohne größere Beeinträchtigungen betreiben können, teilte Go-Ahead mit. Unterbrechungen habe es aber im Allgäu gegeben, wegen streikender Fahrdienstleiter der DB. Diese sind quasi eine Art Nadelöhr im täglichen Bahnbetrieb: Fehlen sie in den Betriebszentralen und Stellwerken, müssen alle Züge im Bahnhof bleiben.

Nordostbayern

Auch die Länderbahn ist nicht direkt vom Streik betroffen: Ihre Muttergesellschaft Netinera hat schon im Dezember einen Tarifabschluss mit der GDL erzielt. Oberpfalzbahn, Waldbahn und Alex sollten also ebenfalls fahren - vorausgesetzt, die örtlichen DB-Infrastrukturbetriebe werden nicht bestreikt. Ähnlich ist es bei Agilis. Das Unternehmen unterhält unter anderem Verbindungen zwischen Passau und Regensburg.

Sicher fallen laut DB Regio der RE 31 zwischen Hof und Pegnitz aus, der RE 40 zwischen Schwandorf und Regensburg, der RE 47 zwischen Furth im Wald und Schwandorf und der RE 33 zwischen Marktredwitz und Cheb. Der Franken-Thüringen-Express könnte alle paar Stunden pendeln, aber teils mit großen Taktlücken. Für die RB 25 wird ein weitestgehend zweistündlicher Rhythmus zwischen Bamberg und Kronach angestrebt.

Mittel- und Unterfranken

In Nürnberg werden U-Bahnen und Busse weiter fahren. Bei der S-Bahn gibt es dagegen Einschränkungen. Für S 1, S 2, S 3 und S 4 ist ein "annähernder" Ein-Stunden-Takt geplant, heißt es auf der Info-Seite der DB-Regio. Die S 6 wird bestenfalls alle zwei Stunden fahren, die S 5 gar nicht.

Auch viele Regionalzüge werden wohl nur alle paar Stunden an den Bahnhöfen stoppen, wenn überhaupt. Zum Beispiel soll der Main-Spessart-Express alle zwei oder vier Stunden fahren. Unter anderem der RE 50 gilt als Komplettausfall, er pendelt sonst auf der Strecke Nürnberg - Regensburg - Landshut - München.

Oberbayern

Fahrgäste im Werdenfelser Netz wurden zuletzt auch ohne Bahnstreik häufig von Ausfällen, Verspätungen und anderen Problemen geplagt. Für die kommenden Tage plant die DB Regio nun ein "stabiles Grundangebot". Heißt unter anderem: Zwischen Garmisch und München sollen mindestens alle zwei Stunden Züge fahren. Einzelne Fahrten sind auch anderswo rund um die Landeshauptstadt angedacht, etwa beim RE 1 gen Ingolstadt.

Besser sieht die Prognose zwischen München, Chiemsee und Salzburg aus: Der RE 5 wird von der Transdev-Tochter Bayerische Regiobahn betrieben und ist nicht direkt vom Streik betroffen. Der Konzern befindet sich zwar in Verhandlungen mit der GDL, hat aber zuletzt ein Entgegenkommen signalisiert. Gleiches gilt deshalb für die Oberlandbahn und ihre Züge zwischen München, Lenggries und Tegernsee. Wie bei anderen Privatbahnen könnten sich Ausfälle trotzdem nicht vermeiden lassen.

Straßen und kurzfristige Infos

Der ADAC rechnet angesichts des Streiks mit vollen Straßen, vor allem auf den Zubringern in den Ballungsräumen. Wer kann, meidet am besten den Berufsverkehr oder bleibt im Home-Office. Daneben empfehlen so gut wie alle Verkehrsunternehmen, sich vor Fahrtantritt im Netz oder per App zu informieren. Kurzfristige Fahrplanänderungen sind leider nicht auszuschließen.

Laut einem Newsletter des Fahrgastverbands Pro Bahn weisen die DB-Töchter bei der Verbindungssuche im Netz auf den Streik hin. "Fehlt ein solcher Hinweis, ist die Verbindung wahrscheinlich nicht betroffen", heißt es. Wer sichergehen wolle, könne auch in der App DB Navigator nachschauen, welches Unternehmen die Strecke bedient. Dazu müsse man erst die gesuchte Verbindung in der App auswählen, dann das Feld mit dem "i" für weitere Informationen.

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