Unter Bayern:Freie Fahrt für freie Schüler

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Ein Einser plus ein Vollzahler berechtigen Schüler während der Sommerferien zur Freifahrt mit der Bayerischen Seenschifffahrt. (Foto: Georgine Treybal)

Wer ein "Sehr gut" im Zeugnis hat, darf während der Ferien umsonst auf Bayerns Seen herumfahren und am Montag auch gratis in den Regionalbahnen unterwegs sein. Nur werden die richtigen Einser immer weniger.

Glosse von Matthias Köpf

Genau an diesem ersten freien Wochenende der bayerischen Sommerferien werden es viele wieder besonders eilig haben, das Land zu verlassen. Dabei ist es ja doch ein ganz gutes Land, in dem auch manche Minderheiten viele Freiheiten genießen. Da gibt es etwa die freie Fahrt für Freie Demokraten. Jener seltsame FDP-Fetisch, in beliebigem Tempo über die Autobahn zu brettern, findet seine Grenzen zu Ferienbeginn allerdings an der Freiheit und den Stoßstangen all der anderen, die sich auch auf den Weg machen.

Noch freier ist und hat aber eh niemand als Schüler am ersten Ferientag, speziell wenn sie nicht im Stau stehen. Und da nehmen jetzt die Schienenverkehrsunternehmen ausnahmsweise wieder Fahrt auf und bieten am Montag in ihren Regionalzügen freie Fahrt für freie Schüler - jedenfalls für solche, die einen Einser im Zeugnis vorweisen können.

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Leider bringen aber immer weniger Kinder richtige Einser heim. Denn auch in Bayern freuen sich immer mehr Schülerinnen und Schüler selbst im besten Fall nicht mehr über einen Einser, sondern über eine Eins. Das bringt aber dann sprachliche Detailprobleme mit sich wie das mit den Einserschülern, die eigentlich auch langsam von den Einsenschülern abgelöst werden müssten, wenn nicht sogar von den Einsenschüler:innen.

Die Deutsche Bahn hat sich in ihrer Freifahrtankündigung heuer jedenfalls für "1er Schüler:innen" entschieden, wofür es von Deutschlehrenden höchstens einen Zweier gäbe, aber die haben ja jetzt auch erst mal frei. Die Bayerische Regiobahn schreibt hingegen "Einser-Schülerinnen und -Schüler", während das Kultusministerium das alles "Freie Fahrt für 1er-Schüler" nennt und sich ansonsten auf die Formulierung "Schülerinnen und Schüler mit einer Eins im Zeugnis" zurückzieht.

Das Finanzministerium setzt bei "Schülerinnen und Schüler mit einer 'Eins' im Zeugnis" den Einser noch in Anführungszeichen, wohl weil es mit so kleinen Zahlen nicht vertraut ist. Es redet mit, weil es für die Bayerische Seenschifffahrt zuständig ist. Mit der dürfen die Spitzenprodukte des Bildungssystems gleich die ganzen Ferien umsonst fahren. Dafür reicht wie bei der Bahn auch ein "Sehr gut" in Sport und notfalls ein einsamer Einser in Religion. Allerdings muss am Schiff noch ein erwachsener Vollzahler mitfahren. Und da können selbst Zweierschüler Eins und Einser zusammenzählen.

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