Unter Bayern:Grüß Gott in Wudering

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Wetterfest und mobil: Protest an einer Durchgangsstraße in Oberbayern. (Foto: Matthias Köpf)

Wo sonst der Burschenverein großflächig für die nächste Laufstallparty wirbt, muss in vielen Ortschaften immer noch die Ampel weg. Mancher mag da wohl lieber nicht mehr anhalten.

Kolumne von Matthias Köpf

Nicht, dass es jetzt gleich wieder heißt: die Ampel. Die wütende Botschaft, dass die Ampel wegmüsse, hängt aber auch Wochen nach Beginn der Bauernproteste noch an Ortseingängen im ganzen Land. Und vielleicht ist ja wirklich eine Ampel daran schuld, dass im Dorf nichts vorwärtsgeht. Wahrscheinlich, weil irgendein Fußgänger auf den Knopf gedrückt und grün gekriegt hat. Und jetzt stehen halt die Autos. Aber wenn es bei den Botschaften am Ortseingang tatsächlich um irgendwelche Verkehrsfragen ginge, etwa um Kritik an der geplanten Umgehungsstraße, dann würde im Rathaus oder im Landratsamt sicher schnell jemand eine Verordnung finden, wonach diese Transparente unbedingt wegmüssten. Der prominente Platz an der dörflichen Durchgangsstraße wird schließlich gebraucht, um beizeiten das Bierzelt zur 150-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr anzukündigen, die Laufstallparty des Burschenvereins oder den nächsten Schwank der Theaterer.

Aber dass am Ortsschild immer noch die Ampel wegmuss? Das kann da und dort anscheinend gern ein bisschen länger hängen, und zwar auch und vor allem in Ortschaften, in denen es vielleicht Fußgänger gibt und womöglich sogar mal einen Stau wegen gewisser landwirtschaftlicher Zugmaschinen. Aber meistens keine Lichtzeichenanlage oder höchstens eine zum Drücken.

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Im Vergleich zu all der ausgehängten Wut sind die mancherorts auch noch baumelnden Gummistiefel eine fast schon poetische Form des Protests - zumindest so lange man es schafft, sich bei dem ganzen Gebaumle eben keinen Menschen dazuzudenken, dessen Füße in den Stiefeln stecken mögen. Die Stiefel hängen jedenfalls meistens paarweise herum, und wenn einer von beiden noch ganz dicht ist, dann hat er sich inzwischen längst mit Regenwasser gefüllt und setzt auch dem heftigsten Wind eine gewisse Trägheit entgegen.

Rein was die Botschaft betrifft und mal ganz unabhängig davon, ob die Ampel tatsächlich wegmuss und an welche Regierung dann die nächsten Rücktrittsforderungen zu richten wären: Es sollen ja auch außerhalb größerer Städte Menschen unterwegs sein, die ein bis zwei der drei Ampelparteien gut finden. Die dürften sich mit der kommunal geduldeten bis geteilten Meinungsäußerung am Ortseingang nicht sehr willkommen fühlen. Aber dafür stehen ja die hölzernen Schilder gleich daneben: Grüß Gott in Wudering.

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