Wenn man in Bayern geboren wird, dort aufwächst, lebt und arbeitet, dann wird man früh und penetrant mit Superlativen konfrontiert: bestes Bundesland, bestes Abitur, beste und größte Volksfeste, bestes Bier, bestes Bestes, die meisten und besten Kühe und so weiter. Ein anderer Trend passt daher gut hierher: Menschen sind heutzutage nämlich nicht mehr Freund, Freundin, Mann oder Frau, Lover oder Gspusi, nein, sie sind die "Liebe meines Lebens".
Um die wichtigsten Momente und Menschen zu umreißen, muss gleich das komplette Dasein als Vergleichsgröße herhalten - auch wenn es noch gar nicht zu Ende ist. Wenn ein frischer Bräutigam kurz nach dem Sektempfang säuselt, dass dies der schönste Tag seines Lebens ist, stellen sich aber schon ein paar Fragen: des bisherigen Lebens? Oder des kompletten Lebens? Bis zur Scheidung?
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Bräute haben es diesbezüglich noch schwerer. Denen wird schon vor dem Hochzeitstag eingetrichtert, dass das der schönste Tag in ihrem Leben ist. Also wird. Gewesen sein wird. Dann. Hernach halt.
Was wurde eigentlich aus den Lebensabschnittsgefährten? Klingt zugegebenermaßen nicht so sexy, nimmt aber den Druck raus.
Bayerische Landtagswahl 2023:SZ-Serie "So tickt Bayern"
Eine mehrteilige Anleitung zum besseren Verstehen des Freistaats und seiner Bewohner.
Um Sie, liebe Leser, nicht komplett zu nerven, haben wir den SZ-Podcast zur Landtagswahl deshalb "Söders Endspiel" genannt. Wir hätten ihn auch "Die wichtigste Wahl seines Lebens" nennen können, aber das hätte nur eine sehr kurze Halbwertszeit gehabt. Söder hat ja mal gesagt, dass zwei Amtszeiten als Ministerpräsident reichen. Aus diesem Vorsatz wurde bekanntlich nichts. So ein Leben ist halt meistens recht lang, zumal in Bayern mit seiner allerbesten Gesundheitsversorgung des Lebens. Und Berlin gibt es ja auch noch, da könnte dann Söders wichtigste Wahl seines Lebens jenseits des Weißwurstäquators stattfinden.
Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen man ohne mit der Wimper zu zucken, Wetten aufs ganze Leben abschließen darf. Ein Förster etwa stieß neulich im Bayerwald auf einen Riesen-Schwammerl, eine 13 Kilogramm schwere Tannenglucke. "Das ist der Pilz meines Lebens, so einen finde ich garantiert nimmermehr!", kommentierte er seinen Fund. Das ist nicht zu hoch gegriffen. Alleine das Putzen des optisch wahlweise an einen Schwamm oder ein Hirn erinnernden Schwammerls wird geschätzt mindestens ein halbes Leben in Anspruch nehmen.