Politik in Bayern:"Es gibt fast nichts Schöneres"

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Edmund Stoiber (links) und Markus Söder während der Vorstellung des Buchs "Die Bayerischen Ministerpräsidenten 1918 -2018" im Kuppelsaal der Staatskanzlei. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Nur fast? Markus Söder stellt ein neues Buch über die bayerischen Ministerpräsidenten vor. Er spricht vom "Mythos" eines besonderen Amtes. Nebenbei heizt er die Debatte um seine Kanzlerambitionen an - und lobt seinen früheren Erzrivalen Horst Seehofer.

Von Andreas Glas

Markus Söder soll also ein neues Buch vorstellen. Wird er der Versuchung widerstehen, vor allem über sich selbst zu sprechen? Dass diese Versuchung groß ist, hat ja nicht nur mit Söder selbst zu tun, der bekanntermaßen über ein raumgreifendes Ego verfügt. Sondern auch mit dem Titel des Buches, das er an diesem Donnerstag im Kuppelsaal der Staatskanzlei präsentiert: "Die Bayerischen Ministerpräsidenten 1918-2018". Eine halbe Stunde wird Söders Rede dauern. Er wird einen chronologischen Ritt durch die Geschichte hinlegen, von Kurt Eisner bis Horst Seehofer, und als er durch ist, wird Söder dem Publikum mitteilen: "Was ab 2018 ist, können Sie selber beurteilen." Über seine eigene Rolle werde er "jetzt nichts sagen".

Im Mittelpunkt stehen die anderen Ministerpräsidenten, von denen allerdings nur einer zur Buchvorstellung gekommen ist: Edmund Stoiber. Günther Beckstein und Horst Seehofer sind nicht da, die übrigen sind verstorben. In den vorderen Reihen sitzen deren Urenkel, Enkel oder Kinder, unter anderem Florian Streibl und Thomas Goppel, die Söhne der Ministerpräsidenten Max Streibl und Alfons Goppel. Letzteren nennt Söder "Landes-Opa", weil Goppel der erste Ministerpräsident gewesen sei, den er als Bub erlebt habe. Manchmal hört sich Söder an, als finde hier eine Familienfeier statt. Nur ein einziges Mal gibt er den Partycrasher. Da erinnert er daran, dass der Übergang vom einen zum nächsten Ministerpräsidenten "immer mit großem Drama" verbunden gewesen sei - weil kaum ein Ministerpräsident den Nachfolger bekommen habe, den er sich selbst gewünscht hätte. "Meistens haben die Vorgänger vor den Nachfolgern gewarnt."

Die Geschichte der bayerischen Ministerpräsidenten sei jedenfalls "großes Kino", sagt der Filmliebhaber Söder, alle hätten "Herausragendes geleistet". Dass seine persönlichen Helden Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber heißen, ist hinlänglich bekannt. An einem solchen Tag bekommen aber alle ihre Würdigung. Skandale, Affären oder sonstige Fehlleistungen spart Söder geflissentlich aus. "Ein großer Mann", sagt der CSU-Chef etwa über den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner, der nach dem Zweiten Weltkrieg und noch einmal zwischen 1954 und 1957 an der Spitze des Freistaats stand. Auch Seehofer, mit dem Söder sein persönliches Drama verbindet, habe es "sehr, sehr gut" gemacht. Es passt ins Bild, dass an diesem betont harmonischen Tag zwei andere große Rivalen nebeneinander im Publikum sitzen, ohne dass es zu Handgreiflichkeiten kommt: Ex-Ministerpräsident Stoiber und der frühere CSU-Chef Theo Waigel.

Edmund Stoiber hat seinen Auftritt, als die Rede seines Nachnachnachfolgers zu Ende ist. Da sitzt er dann mit Söder und einem der Herausgeber des Buches, dem Historiker Rainald Becker, auf dem Podium. Den besonderen Status eines bayerischen Ministerpräsidenten sieht Stoiber schon darin, dass ihn anders als andere Länderchefs bei Auslandsreisen stets die Staatschefs empfangen hätten. Markus Söder betont dann noch, dass die bayerische "die größte Staatskanzlei" sei und die Zirbelstube im vierten Stock ein "Mythos", wie überhaupt die bayerische Politik sagenumwoben sei - und damit ja auch das Amt des Ministerpräsidenten.

Historiker Becker holt Söder und Stoiber dann ein bisschen zurück auf den Boden. Neben der Kulturgeschichte sei es der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, der Bayern und seine Ministerpräsidenten "in eine vordere Position gespielt hat". "Es gibt fast nichts Schöneres" als bayerischer Ministerpräsident zu sein, sagt Söder am Donnerstag. Nur fast? Man sei als bayerischer Ministerpräsident "grundsätzlich ausbefördert", sagt Söder. Und heizt die Spekulationen um seine Kanzlerambitionen im nächsten Satz direkt wieder an: "Ausnahmen sind theoretisch denkbar."

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