Demonstration:Mehr als 1000 Traktoren bei Protest in Augsburg

Lesezeit: 2 min

Hunderte Traktoren sind am Mittwoch zu der Demonstration auf dem Plärrergelände in Augsburg gekommen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Großkundgebung in Schwaben bleibt friedlich, die Landwirte kritisieren die Bundesregierung und vor allem die SPD, die eine Einladung ausschlägt und keinen Vertreter zur Demonstration schickt.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Der Stuhl bleibt leer, und damit es auch jeder versteht, haben die Organisatoren ein großes Schild drauf geklebt: "SPD" steht da, es ist das Einzige, was man an Tag drei der Bauerndemos in Bayern von der Kanzlerpartei vor Ort hören beziehungsweise lesen wird. Die Landwirte haben nach München am Montag diesmal Augsburg als zentralen Kundgebungsort gewählt, um ihre Kritik an der Ampelregierung kundzutun. Nach den Grünen in München hätte diesmal ein Vertreter der SPD sprechen sollen, aber die SPD hat nur einen Brief an den Bayerischen Bauernverband geschickt, so zumindest erzählt es auf der Bühne dessen Präsident, Günther Felßner. Darin stehe, dass sich die SPD von gewalttätigen Protesten distanziere. Felßner fällt dazu nur eins ein: "Ja wo sind wir denn, SPD", brüllt er in sein Mikro.

Mehr als 1000 Traktoren sind nach Augsburg gekommen, um gegen die Subventionskürzungspläne der Bundesregierung zu demonstrieren. Gewalttätig oder sonst irgendwie unangenehm wird es nicht, im Gegenteil, sehr diszipliniert parken die Landwirte ihre Traktoren am Volksfestplatz, dem Plärrer, und kurzfristig, als es dort zu voll wird, auch vor den Toren der Stadt am Stadion des FC Augsburg.

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Argumentativ wollen sie sich austauschen, sagt Felßner, nicht nur zum Diesel, auch zur Nutztierhaltung, zur Düngeverordnung, zum Wolf. Eingreifen müssen die Ordner des Bauernverbands nur einmal, als Hubert Aiwanger eine halbe Stunde zu spät kommt und gleich die Treppen zur Bühne emporsteigt. Da bugsieren sie den Chef der Freien Wähler sanft wieder hinunter, zu den anderen Politikern von der CSU, die vor der Bühne stehen: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ist da, Fraktionschef Klaus Holetschek, Europaminister Eric Beißwenger.

Nicht die Politiker sollen reden, sondern die Landwirte, Sprecher verschiedener Verbände, den Ton gibt Felßner vor: "Es reicht, was zu viel ist, ist zu viel", das ist die Botschaft, die an Berlin gehen soll. Nur Maximilian Funke-Kaiser darf kurz ans Mikrofon, als Vertreter der Ampel, im Gegensatz zur SPD hat der Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete die Einladung angenommen. Inhaltlich kann er nicht punkten, dafür wird er nicht allzu heftig ausgepfiffen, als er sich für den friedlichen Protest bedankt. Sogar vereinzelter Applaus ist zu vernehmen, mehr für die Tapferkeit, sich zu stellen, als für seine politischen Botschaften.

Die SPD-Landtagsfraktion kommuniziert lieber aus der Ferne und verschickt eine Pressemitteilung von ihrer Winterklausur, in der sie fordert, dass die bäuerlichen Betriebe für bis zu 15 000 Liter verbrauchten Agrardiesel weiterhin 21,48 Cent Rückerstattung bekommen sollen. Die Landwirte wird das nicht besänftigen, das macht Bauernpräsident Felßner klar: Sollte die Politik nicht komplett einlenken, werden die Proteste weitergehen. Zunächst am Freitag in Nürnberg.

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