Verkehr in Bayern:Aschaffenburg verbietet E-Roller - ein bisschen

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In Rosa, Grün oder Türkis sind sie am häufigsten zu sehen: die Scooter, die per Elektroantrieb fahren. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Stadtwerke sollen ein stationsgebundenes Konzept prüfen. Das widerspricht der Scooter-Idee - und macht die Sache eher uncool.

Glosse von Clara Lipkowski, Aschaffenburg

Mit den E-Rollern ist das ja so eine Sache. Beworben wurden sie anfangs noch als Auto-Ersatz, als kleiner, mobiler Helfer beim Klimaschutz, wenn Menschen statt ins Auto steigen, per App in der Nähe einen E-Roller orten, entsperren und ganz klimafreundlich per E-Antrieb losfahren. Am Ziel abgestellt, kurz das Beweisfoto hochgeladen, keine große Parkplatzsuche, keine Parkgebühren und die Fahrtkosten werden per Handy vom Konto abgezogen. Das klang erst mal ziemlich gut.

Dann landeten immer mehr Roller in Flüssen, Gebüschen, es wurde wild geparkt auf Geh- und Radwegen, alle waren genervt. Als sich auch noch zeigte, dass die Scooter keine Autos ersetzen, sondern ausgerechnet Fußwege, war der Klimahelfer-Ruf vollends ruiniert. Da ist es irgendwie logisch, dass Aschaffenburg sich nun entschlossen hat, E-Scooter gar nicht erst zu erlauben. Man wolle lieber andere Maßnahmen für eine nachhaltige Verkehrswende ergreifen, den kostenlosen Bus-Samstag fortführen, hieß es von der Stadtrats-SPD.

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Klingt nach den kläglichen Erfahrungen anderer Städte erst mal sinnvoll. Noch dazu sind die Teile ziemlich gefährlich. Wer damit bei 20 km/h über ein Hindernis fährt, fällt schnell mal auf den Kopf: Gehirnerschütterungen und ausgeschlagene Vorderzähne inklusive. Und wie war das noch mit dem Segway-Unternehmer, also einem Pionier der Stehroller, wie sie 2010 noch genannt wurden? Mit 62 Jahren verunglückte der Mann tödlich - ausgerechnet beim Segwayfahren.

Trotzdem: Ein bisschen uncool wird Aschaffenburg durch die Absage für manche schon. Zwar sind die Roller selbst nie wirklich hip geworden, zu steif steht man darauf, zu ruckartig reagiert die Bremse. Aber für junge Leute ist es doch ein Fortbewegungsmittel der Stunde. Vielleicht hatte man das im Hinterkopf, als sich der Verkehrssenat jetzt entschied, prüfen zu lassen, ob stationsgebundene Roller der Stadtwerke sinnvoll sind. So könnte man Wildparkern beikommen, klar. Aber etwas kurz gedacht ist es schon und besonders stringent zeigt sich der Senat auch nicht, wenn er kurz vorher mit dem Klimaschutz argumentiert. Und: Feste Stationen widersprächen dem lockeren Fortbewegen durch und durch.

Ein Kompromiss könnte sein, wie es Nürnberg hält. In bestimmten Bereichen dürfen Roller nicht parken. Versucht man es trotzdem, wird weiter Gebühr berechnet. Das zieht. An der Pegnitz und in vielen Ecken der Altstadt stehen keine Roller mehr im Weg.

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